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zierung mit sich bringt. „Überbegriffe wie Kinder, Kleinkinder, Vorschulkinder oder
Kindergartenkinder verführen zu einer summarischen Behandlung und verstellen den
Blick auf die Unterschiedlichkeiten der Mädchen und Jungen, auf die Vielfältigkeit
der kleinen Persönlichkeiten, mit denen es ErzieherInnen zu tun haben.“57 Nach Hart-
mut Griese verbietet sich in einer Einwanderungsgesellschaft, wie dies Deutschland58
und auch Österreich sind, pädagogisch von „Kindern und Jugendlichen mit Migra-
tionshintergrund“ zu sprechen, da dem anderen in seiner Allgemeinheit und seiner
Einzigartigkeit begegnet werden und dieser respektiert und anerkannt werden soll.59
Die Anerkennung der Einmaligkeit und der Verschiedenheit der Menschen stellt
die Ausgangsbasis der gesamten Forschungsarbeit dar.
„Zum einen verbietet es sich, undifferenziert von ‚dem‘ Menschen, ‚dem‘ Subjekt,
‚der‘ Identität zu sprechen, weil es das in der Realität nicht gibt; es gibt Menschen nur
in der Mehrzahl und in der Verschiedenheit. Zum anderen sind jeweils die konkreten
soziostrukturellen Gegebenheiten in Betracht zu ziehen, die auf die Möglichkeit von
Menschen, ihren Subjektstatus auszubilden, erheblichen Einfluss nehmen.“60
6.1 Allgemeine Begriffsklärung
Da die vorliegende Studie in Österreich durchgeführt wurde, wird die in Österreich
übliche Bezeichnung Kindergarten verwendet, wenn von den konkreten Kindergär-
ten61 gesprochen wird, in denen die qualitativ-empirische Studie durchgeführt wurde.
Bei der Darstellung von anderen Forschungsprojekten erfolgt die Bezeichnung Kin-
dergarten oder Kindertagesstätte je nachdem, wie diese von den jeweiligen Autorinnen
und Autoren benannt werden.62 Ansonsten werden Einrichtungen, die sich der Bildung
57 Habringer-Hagleitner, Silvia (2009): Geschlechtergerechte Religionspädagogik im
Kindergarten. Möglichkeiten, Grenzen und Chancen. In: Pithan, Annebelle/Arzt, Silvia/
Jakobs, Monika/Knauth, Thorsten (Hg.): Gender – Religion – Bildung. Beiträge zu
einer Religionspädagogik der Vielfalt. Eine Veröffentlichung des Comenius Instituts.
Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus, 306–316, 307.
58 Im deutschen Einwanderungsgesetz ist dies dokumentiert.
59 Vgl. Griese, Hartmut M. (42013): Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund. In:
Deinet, Ulrich/Sturzenhecker, Benedikt (Hg.): Handbuch Offene Kinder- und Jugendar-
beit. Wiesbaden: Springer VS Verlag für Sozialwissenschaften [1998], 143–148, 147.
60 Mette, Norbert (2005): Einführung in die katholische Praktische Theologie, 75.
61 Der Begriff Kindergarten wurde 1840 von Friedrich Fröbel eingeführt und leitet sich
aus dem Verständnis ab, dass Kinder wie Pflanzen gepflegt werden müssen. Das zu der
damaligen Zeit gegenüber einer Kinderverwahranstalt sehr fortschrittliche Denken wird
dem heutigen Verständnis der Kinder als Akteurinnen und Akteure ihrer Bildungsprozesse
nicht mehr vollends gerecht. Da der Begriff dennoch der im Alltag verwendete Begriff ist,
wird dieser hier beibehalten, sofern die Rede von spezifischen Einrichtungen ist.
62 Wie diese in den verschiedenen Untersuchungen verwendet werden, hängt vom Kontext
des Landes ab, in dem die Studie entstanden ist.
Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Titel
- Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
- Untertitel
- Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Autor
- Helena Stockinger
- Verlag
- Waxmann Verlag GmbH
- Ort
- Münster
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8309-8648-5
- Abmessungen
- 16.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 280
- Kategorie
- Geisteswissenschaften
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 11
- Teil I: Theoretische Grundlagen und Begriffsklärungen 12
- 1. Praktisch-theologische Herangehensweise 12
- 2. Ausgangslage der Forschung 14
- 3. Das Recht der Kinder auf Differenz 16
- 4. Chancen und Herausforderungen der Religionspädagogik 17
- 5. Religiöse Differenz in elementaren Bildungseinrichtungen 18
- 6. Begriffliche Klärungen 20
- Teil II: Forschungsstand 41
- 1. Forschungsergebnisse zum Umgang mit religiöser Differenz 41
- 1.1 Ausgewählte Studien mit Kindern im Grundschulalter 42
- 1.2 Empirische Studien mit Kindern in der Elementarpädagogik 46
- 1.2.1 Eva Hoffmann: Interreligiöses Lernen im Kindergarten? 46
- 1.2.2 Friedrich Schweitzer, Albert Biesinger, Anke Edelbrock: Tübinger Projekte 48
- 1.2.3 David Elkind: Erforschung der Glaubensentwicklung 52
- 1.2.4 Ina ter Avest: Erfahrungen im Umgang mit dem Anderen 53
- 1.2.5 Daniel Bar-Tal: Konzept eines „Arabers“ in Israel 54
- 1.2.6 Paul Connolly et al.: Einstellung gegenüber Gruppen in Nordirland 55
- 1.3 Zusammenfassung der Forschungsergebnisse 58
- 2. Forschungsfrage 60
- 3. Anliegen der Studie 60
- 4. Entwicklungspsychologische Erkenntnisse 62
- 5. Möglichkeiten und Grenzen der Kindheitsforschung 67
- Teil III: Methodologische Zugänge der Studie 81
- 1. Qualitativ-empirische Forschung 81
- 2. Ethnographischer Zugang 89
- 3. Grounded Theory 90
- 4. Thematisches Kodieren nach Uwe Flick 94
- 5. Begründung der Forschungszugänge 96
- 6. Überblick über die angewendeten Methoden 98
- Teil IV: Untersuchungsdesign und durchführung 108
- 1. Angewendete Methoden bei der Untersuchung 108
- 2. Auswahl der Kindergärten 114
- 3. Untersuchungsdurchführung 117
- 4. Reflexion der Untersuchungsdurchführung 121
- Teil V: Auswertung 124
- 1. Hinweise zur Auswertung in der vorliegenden Studie 124
- 2. Darstellung der Kindergärten 125
- 3. Kurze Fallbeschreibungen 133
- 4. Datenauswertung 149
- Teil VI: Diskussion 183
- 1. Der Kindergarten als Organisation 183
- 2. Plädoyer: Entwicklung einer Kultur der Anerkennung religiöser Differenz 194
- 3. Rückblick – Ausblick 244
- Literatur 247
- Tabellen und Abbildungsverzeichnis 276
- Anhang 277
- Abstract 279