Seite - 110 - in Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten - Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
Bild der Seite - 110 -
Text der Seite - 110 -
© Waxmann Verlag GmbH. Nur für den privaten Gebrauch.
110
denen die Forscherin die Erkennbarkeit religiöser Differenz für wahrscheinlich hält:
Sprache, Bilder, Raumgestaltung, Gespräche der Pädagoginnen, Themen im Morgen-
kreis, Auswahl der Feste, Art des Feierns von Festen und Gespräche mit Eltern.
1.3 Gruppendiskussionen mit den Kindern
Gruppendiskussionen mit Kindern sind von besonderem Interesse, da in diesen die
kollektive Handlungsorientierung gut zum Ausdruck kommen kann.535 Die Entschei-
dung für Gruppendiskussionen wird getroffen, weil diese das Hierarchiegefälle zwi-
schen forschender Person und den Kindern zu minimieren versuchen,536 Einstellungen
von Personen sowohl individuell als auch kollektiv bestimmt sind und dieser Kollek-
tivität in Gruppendiskussionen deutliches Gewicht verliehen wird. Da sich Einstellun-
gen immer auch in Interaktion mit anderen entwickeln, wird die Gruppendiskussion
als adäquate Methode erachtet, um mit Kindern über religiöse Differenz ins Gespräch
zu kommen. Neben den Äußerungen der Kinder kann somit auch die Gruppendyna-
mik im Gespräch einer Analyse unterzogen werden.
Da Gruppendiskussionen, die von der Forscherin initiiert werden, den Nachteil
haben, dass zwischen der Forscherin und den Kindern eine Hierarchie besteht und
die Form und der Inhalt des Impulses den weiteren Verlauf der Gruppendiskussion
beeinflussen, wird in der Studie, sofern es möglich ist, auf von der Forscherin initiierte
Gruppendiskussionen verzichtet und besonderes Augenmerk auf Diskussionen gelegt,
die Kinder von sich aus untereinander mit der Pädagogin oder mit der Forscherin
führen. Falls nach der von den Kindern initiierten Gruppendiskussionen noch Infor-
mationen fehlen, was durch fortwährendes Transkribieren und Kodieren festgestellt
wird, werden von der Forscherin Gruppendiskussionen initiiert. In diesen wird der
von der Forscherin gesetzte Impuls möglichst gering gehalten, indem auf eine von den
Kindern in der Gruppe geteilte Erfahrung aus dem Kindergartenalltag zurückgegriffen
wird und die Kinder gebeten werden, davon zu erzählen. Offenen Fragen kommt
besonders bei Gruppendiskussionen mit Kindern eine hohe Bedeutung zu.537
535 Vgl. Liebig, Brigitte/Nentwig-Gesemann, Iris (2009): Gruppendiskussion. In: Kühl,
Stefan/Strodtholz, Petra/Taffertshofer, Andreas: Handbuch Methoden der Organisations-
forschung, 102–123, 105.
536 Vgl. Kapitel „Kindheitsforschung“ (Teil II, 5), in welchem das Hierarchiegefälle umris-
sen wird.
537 Vgl. Houskamp, Fisher, Stuber (2004): Spirituality in children and adolescents: research
findings and implications for clinicians and researches. Child & Adolescent Psychiatric
Clinics of North America13(1), 221–230, 223. Bei Fragen, die die Perspektive der Kinder
zu spirituellen Erlebnissen betreffen sind offene Fragen noch sinnvoller als bei klinischen
Interviews.
Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Titel
- Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
- Untertitel
- Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Autor
- Helena Stockinger
- Verlag
- Waxmann Verlag GmbH
- Ort
- Münster
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8309-8648-5
- Abmessungen
- 16.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 280
- Kategorie
- Geisteswissenschaften
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 11
- Teil I: Theoretische Grundlagen und Begriffsklärungen 12
- 1. Praktisch-theologische Herangehensweise 12
- 2. Ausgangslage der Forschung 14
- 3. Das Recht der Kinder auf Differenz 16
- 4. Chancen und Herausforderungen der Religionspädagogik 17
- 5. Religiöse Differenz in elementaren Bildungseinrichtungen 18
- 6. Begriffliche Klärungen 20
- Teil II: Forschungsstand 41
- 1. Forschungsergebnisse zum Umgang mit religiöser Differenz 41
- 1.1 Ausgewählte Studien mit Kindern im Grundschulalter 42
- 1.2 Empirische Studien mit Kindern in der Elementarpädagogik 46
- 1.2.1 Eva Hoffmann: Interreligiöses Lernen im Kindergarten? 46
- 1.2.2 Friedrich Schweitzer, Albert Biesinger, Anke Edelbrock: Tübinger Projekte 48
- 1.2.3 David Elkind: Erforschung der Glaubensentwicklung 52
- 1.2.4 Ina ter Avest: Erfahrungen im Umgang mit dem Anderen 53
- 1.2.5 Daniel Bar-Tal: Konzept eines „Arabers“ in Israel 54
- 1.2.6 Paul Connolly et al.: Einstellung gegenüber Gruppen in Nordirland 55
- 1.3 Zusammenfassung der Forschungsergebnisse 58
- 2. Forschungsfrage 60
- 3. Anliegen der Studie 60
- 4. Entwicklungspsychologische Erkenntnisse 62
- 5. Möglichkeiten und Grenzen der Kindheitsforschung 67
- Teil III: Methodologische Zugänge der Studie 81
- 1. Qualitativ-empirische Forschung 81
- 2. Ethnographischer Zugang 89
- 3. Grounded Theory 90
- 4. Thematisches Kodieren nach Uwe Flick 94
- 5. Begründung der Forschungszugänge 96
- 6. Überblick über die angewendeten Methoden 98
- Teil IV: Untersuchungsdesign und durchführung 108
- 1. Angewendete Methoden bei der Untersuchung 108
- 2. Auswahl der Kindergärten 114
- 3. Untersuchungsdurchführung 117
- 4. Reflexion der Untersuchungsdurchführung 121
- Teil V: Auswertung 124
- 1. Hinweise zur Auswertung in der vorliegenden Studie 124
- 2. Darstellung der Kindergärten 125
- 3. Kurze Fallbeschreibungen 133
- 4. Datenauswertung 149
- Teil VI: Diskussion 183
- 1. Der Kindergarten als Organisation 183
- 2. Plädoyer: Entwicklung einer Kultur der Anerkennung religiöser Differenz 194
- 3. Rückblick – Ausblick 244
- Literatur 247
- Tabellen und Abbildungsverzeichnis 276
- Anhang 277
- Abstract 279