Seite - 162 - in Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten - Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
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katholischer Trägerschaft bei allen Kindern dieselbe, da alle Kinder ihre Hände falten.
Kinder werden nicht gezwungen, mitzubeten, da sie nicht zu etwas verpflichtet wer-
den, was sie zu Hause anders erleben.
Im Kindergarten in islamischer Trägerschaft beten die Kinder vor dem Essen auf
Arabisch eine Dua, wobei die Pädagoginnen manchmal thematisieren, dass die nicht
muslimischen Kinder die Dua nicht mitbeten müssten. Dennoch nehmen meistens
alle Kinder die offene Gebetshaltung ein und sprechen mit. Die christliche Pädagogin
spricht nicht mit, teilweise unterhält sie sich, während die Kinder die Dua sprechen,
mit einer anderen Pädagogin, wovon sich die Kinder nicht stören lassen.
Vereinheitlichte Gebete
Gebete werden allgemein formuliert, damit niemand an diesen Anstoß nimmt. Beim
Sprechen von Gebeten solle sich kein Kind unwohl fühlen und denken, dass dies nicht
passe.
Gebete der kleineren Religionen
Gebete der kleineren Religionen werden ausschließlich als Möglichkeit für die
Zukunft formuliert. Die Leiterin des Kindergartens in katholischer Trägerschaft ist
sich bewusst, dass keine Gebete von anderen Religionen gesprochen und keine Gebete
anderer Religionen angehört würden. Sie weiß, dass es an den im Kindergarten täti-
gen Personen liege, Gebete anderer Religionen in die Abläufe einzubauen und dies
in Zukunft eine Möglichkeit sei. Als Erklärung, warum noch keine Gebete anderer
Religionen thematisiert werden, führt sie die mangelnden Deutschkenntnisse und die
Schüchternheit der Kinder anderer Religionen an. Außerdem erfordere ein bewusstes
Herangehen ausführliche Vorbereitungen, Informationen, Einverständnis der betroffe-
nen Personen und gegebenenfalls die Einladung der Eltern.
Säkularer Spruch als Ersatz für Gebet
Anstatt eines Gebetes aus einer religiösen Tradition wird vor dem Essen ein säkularer
Spruch aufgesagt, wie dies manchmal im Kindergarten in katholischer Trägerschaft
vorkommt. Im Kindergarten in islamischer Trägerschaft wird vor jedem Essen neben
der Dua auch ein säkularer Mittagsspruch von allen Kindern gemeinsam gesprochen.
4.1.3 Verbale Kommunikation über religiöse Differenz
• Kommunikation über religiöse Differenz in spezifischen Situationen
• Vermeidung der Kommunikation über religiöse Differenz
• Ursachen für geringe Kommunikation über religiöse Differenz
Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Titel
- Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
- Untertitel
- Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Autor
- Helena Stockinger
- Verlag
- Waxmann Verlag GmbH
- Ort
- Münster
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8309-8648-5
- Abmessungen
- 16.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 280
- Kategorie
- Geisteswissenschaften
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 11
- Teil I: Theoretische Grundlagen und Begriffsklärungen 12
- 1. Praktisch-theologische Herangehensweise 12
- 2. Ausgangslage der Forschung 14
- 3. Das Recht der Kinder auf Differenz 16
- 4. Chancen und Herausforderungen der Religionspädagogik 17
- 5. Religiöse Differenz in elementaren Bildungseinrichtungen 18
- 6. Begriffliche Klärungen 20
- Teil II: Forschungsstand 41
- 1. Forschungsergebnisse zum Umgang mit religiöser Differenz 41
- 1.1 Ausgewählte Studien mit Kindern im Grundschulalter 42
- 1.2 Empirische Studien mit Kindern in der Elementarpädagogik 46
- 1.2.1 Eva Hoffmann: Interreligiöses Lernen im Kindergarten? 46
- 1.2.2 Friedrich Schweitzer, Albert Biesinger, Anke Edelbrock: Tübinger Projekte 48
- 1.2.3 David Elkind: Erforschung der Glaubensentwicklung 52
- 1.2.4 Ina ter Avest: Erfahrungen im Umgang mit dem Anderen 53
- 1.2.5 Daniel Bar-Tal: Konzept eines „Arabers“ in Israel 54
- 1.2.6 Paul Connolly et al.: Einstellung gegenüber Gruppen in Nordirland 55
- 1.3 Zusammenfassung der Forschungsergebnisse 58
- 2. Forschungsfrage 60
- 3. Anliegen der Studie 60
- 4. Entwicklungspsychologische Erkenntnisse 62
- 5. Möglichkeiten und Grenzen der Kindheitsforschung 67
- Teil III: Methodologische Zugänge der Studie 81
- 1. Qualitativ-empirische Forschung 81
- 2. Ethnographischer Zugang 89
- 3. Grounded Theory 90
- 4. Thematisches Kodieren nach Uwe Flick 94
- 5. Begründung der Forschungszugänge 96
- 6. Überblick über die angewendeten Methoden 98
- Teil IV: Untersuchungsdesign und durchführung 108
- 1. Angewendete Methoden bei der Untersuchung 108
- 2. Auswahl der Kindergärten 114
- 3. Untersuchungsdurchführung 117
- 4. Reflexion der Untersuchungsdurchführung 121
- Teil V: Auswertung 124
- 1. Hinweise zur Auswertung in der vorliegenden Studie 124
- 2. Darstellung der Kindergärten 125
- 3. Kurze Fallbeschreibungen 133
- 4. Datenauswertung 149
- Teil VI: Diskussion 183
- 1. Der Kindergarten als Organisation 183
- 2. Plädoyer: Entwicklung einer Kultur der Anerkennung religiöser Differenz 194
- 3. Rückblick – Ausblick 244
- Literatur 247
- Tabellen und Abbildungsverzeichnis 276
- Anhang 277
- Abstract 279