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weise von Strauss und Corbin oder Corbin und Strauss.433 Die forschende Person wird
mit ihren „kommunikativen Fähigkeiten zum zentralen ‚Instrument‘ der Erhebung und
Erkenntnis.“434 Sie nimmt im Feld bestimmte Rollen ein, wobei von der eingenomme-
nen Rolle abhängt, zu welchen Informationen die forschende Person Zugang findet.435
Die Grounded Theory ist darauf angelegt, „neue Entdeckungen in der Sozialwelt
zu machen und auch soziale Phänomene, die bislang nicht beschrieben worden sind,
oder für die es keine wissenschaftlichen Begriffe und Theorien gibt, theoretisch zu
fassen und zu benennen.“436 Der Forschungsprozess ist durch Offenheit gekenn-
zeichnet, weshalb sich Theorien, Hypothesen und Methoden im Forschungsprozess
ergeben. Das Verfahren der Grounded Theory geht von einer offenen Fragestellung
aus, die breit und unspezifisch ist, wodurch Veränderungen sowie Akzentuierungen
der Fragestellung im Forschungsprozess angestrebt sind. Dies bedeutet auch, dass
die Methoden im Laufe des Forschungsprozesses ausgewählt werden.437 Die Daten-
sammlung und -auswertung gehen zirkulär vor sich. Die Erkenntnisse der Grounded
Theory sollen nachvollziehbar und verständlich sein. Wissenschaft und Praxis werden
im Verfahren der Grounded Theory miteinander verbunden. So werden „gegenstands-
und bereichsbezogene Theorien mittlerer Reichweite angestrebt, deren Ziel mehr im
Nutzen für einen bestimmten Praxisbereich als in einer hohen Allgemeingültigkeit
liegt.“438 Die Subjektivität der forschenden Person wird als Quelle theoretischer
Erkenntnis betrachtet. Ebenso wird die „Subjektivität und Lebendigkeit der Menschen
im Untersuchungsfeld“439 gewürdigt. „Die Theorie, die in abstrakten Begriffen formu-
liert wird, wird in der Grounded Theory verbunden mit Beschreibungen des Lebens
und Selbstaussagen der Subjekte, die in ihrer Einmaligkeit und Lebendigkeit auf diese
Weise exemplarisch sichtbar werden.“440
3.2 Datenanalyse mittels Grounded Theory
„I realize there is no one ‚reality‘ out there waiting to be discovered […]. However, it
is not the event itself that is the issue in our studies, because each person experiences
and gives meaning to events in light of his or her own biography or experiences,
433 Zu den methodologischen und methodischen Differenzen zwischen Barney Glaser und
Anselm Strauss vgl. Strübing, Jörg (22011): Zwei Varianten von Grounded Theory? Zu den
methodologischen und methodischen Differenzen zwischen Barney Glaser und Anselm
Strauss. In: Mey, Günter/Mruck, Katja (Hg.): Grounded Theory Reader, 262–277.
434 Flick, Uwe (2012): Qualitative Sozialforschung. Eine Einführung, 143.
435 Ebd.
436 Vgl. Klein, Stephanie (2005): Erkenntnis und Methode in der Praktischen Theologie, 261.
437 Vgl. ebd., 245.
438 Ebd., 261f.
439 Ebd., 262.
440 Ebd.
Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Titel
- Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
- Untertitel
- Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Autor
- Helena Stockinger
- Verlag
- Waxmann Verlag GmbH
- Ort
- Münster
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8309-8648-5
- Abmessungen
- 16.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 280
- Kategorie
- Geisteswissenschaften
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 11
- Teil I: Theoretische Grundlagen und Begriffsklärungen 12
- 1. Praktisch-theologische Herangehensweise 12
- 2. Ausgangslage der Forschung 14
- 3. Das Recht der Kinder auf Differenz 16
- 4. Chancen und Herausforderungen der Religionspädagogik 17
- 5. Religiöse Differenz in elementaren Bildungseinrichtungen 18
- 6. Begriffliche Klärungen 20
- Teil II: Forschungsstand 41
- 1. Forschungsergebnisse zum Umgang mit religiöser Differenz 41
- 1.1 Ausgewählte Studien mit Kindern im Grundschulalter 42
- 1.2 Empirische Studien mit Kindern in der Elementarpädagogik 46
- 1.2.1 Eva Hoffmann: Interreligiöses Lernen im Kindergarten? 46
- 1.2.2 Friedrich Schweitzer, Albert Biesinger, Anke Edelbrock: Tübinger Projekte 48
- 1.2.3 David Elkind: Erforschung der Glaubensentwicklung 52
- 1.2.4 Ina ter Avest: Erfahrungen im Umgang mit dem Anderen 53
- 1.2.5 Daniel Bar-Tal: Konzept eines „Arabers“ in Israel 54
- 1.2.6 Paul Connolly et al.: Einstellung gegenüber Gruppen in Nordirland 55
- 1.3 Zusammenfassung der Forschungsergebnisse 58
- 2. Forschungsfrage 60
- 3. Anliegen der Studie 60
- 4. Entwicklungspsychologische Erkenntnisse 62
- 5. Möglichkeiten und Grenzen der Kindheitsforschung 67
- Teil III: Methodologische Zugänge der Studie 81
- 1. Qualitativ-empirische Forschung 81
- 2. Ethnographischer Zugang 89
- 3. Grounded Theory 90
- 4. Thematisches Kodieren nach Uwe Flick 94
- 5. Begründung der Forschungszugänge 96
- 6. Überblick über die angewendeten Methoden 98
- Teil IV: Untersuchungsdesign und durchführung 108
- 1. Angewendete Methoden bei der Untersuchung 108
- 2. Auswahl der Kindergärten 114
- 3. Untersuchungsdurchführung 117
- 4. Reflexion der Untersuchungsdurchführung 121
- Teil V: Auswertung 124
- 1. Hinweise zur Auswertung in der vorliegenden Studie 124
- 2. Darstellung der Kindergärten 125
- 3. Kurze Fallbeschreibungen 133
- 4. Datenauswertung 149
- Teil VI: Diskussion 183
- 1. Der Kindergarten als Organisation 183
- 2. Plädoyer: Entwicklung einer Kultur der Anerkennung religiöser Differenz 194
- 3. Rückblick – Ausblick 244
- Literatur 247
- Tabellen und Abbildungsverzeichnis 276
- Anhang 277
- Abstract 279