Seite - 119 - in Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten - Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
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An meinem ersten Tag erzählte ich den Kindern, warum ich im Kindergarten sei.
Ich erklärte ihnen, dass mich interessiere, was sie denken, und fragte sie, ob es für sie
in Ordnung sei, wenn ich manche Dinge, die sie sagen und tun, mitschreiben würde.
Bei von mir initiierten Gruppendiskussionen mit Kindern fragte ich die Kinder noch-
mals dezidiert, ob sie gerne an einem Gespräch teilnehmen wollen würden, und ob es
in Ordnung sei, wenn ich dieses aufzeichne.
3.3 Datenerhebung
Phasen intensiver Feldforschung wechselten sich mit Phasen distanzierter analytischer
Arbeit ab,569 um die Distanz bei gleichzeitiger Involviertheit in das Feld zu bewahren.
So ging ich nach einigen Wochen Feldforschung einige Zeit nicht in den Kindergar-
ten, um die erhobenen Daten zu transkribieren und damit in Zusammenhang stehende
Literatur zu studieren.
In beiden Kindergärten wurde zu Beginn jeweils ein Expertinnen- bzw. ein Exper-
teninterview geführt, über ein Kindergartenjahr verteilt fand in beiden Kindergärten
Teilnehmende Beobachtung statt und es wurden Gruppendiskussionen mit Kindern
geführt, die einerseits von Kindern, andererseits, falls zusätzliche Information im
Hinblick auf die Forschungsfragen sinnvoll erschien, von mir initiiert wurden. Den
Abschluss der Feldforschung bildete jeweils eine Gruppendiskussion mit den Päda-
goginnen des jeweiligen Kindergartens. Die gewählten Methoden, der Zeitpunkt der
Erhebung sowie die Auswahl der Gruppe erfolgten anhand der Grounded Theory auf
Basis der bereits erhobenen und kodierten Daten. Alle am Kindergartengeschehen
Beteiligten konnten gut in deutscher Sprache kommunizieren.
3.4 Dokumentation der Daten
„Die Verwendung von Geräten zur Aufzeichnung macht die Fixierung der Daten von
Sichtweisen unabhängig – von denjenigen des Forschers wie auch von denjenigen
untersuchter Subjekte.“570 Die von mir initiierten Gruppendiskussionen mit den Kin-
dern, das Expertinnen- und Experteninterview sowie die Gruppendiskussionen mit
den Pädagoginnen wurden mit Hilfe eines Audiogeräts aufgezeichnet. Da Kinder an
dem Aufgenommenen interessiert waren, war Zeit einzuplanen, in welcher dieses in
Ausschnitten angehört werden konnte. Bei Gruppendiskussionen, die sich spontan
ergaben und in denen ich eine beobachtende Rolle innehatte, dokumentierte ich direkt
mit und ergänzte die Rahmenbedingungen unmittelbar nach dem Ende der Diskussion.
569 Vgl. Przyborski, Aglaja/Wohlrab-Sahr, Monika (2014): Qualitative Sozialforschung, 47.
570 Flick, Uwe (2012): Qualitative Sozialforschung. Eine Einführung, 372.
Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Titel
- Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
- Untertitel
- Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Autor
- Helena Stockinger
- Verlag
- Waxmann Verlag GmbH
- Ort
- Münster
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8309-8648-5
- Abmessungen
- 16.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 280
- Kategorie
- Geisteswissenschaften
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 11
- Teil I: Theoretische Grundlagen und Begriffsklärungen 12
- 1. Praktisch-theologische Herangehensweise 12
- 2. Ausgangslage der Forschung 14
- 3. Das Recht der Kinder auf Differenz 16
- 4. Chancen und Herausforderungen der Religionspädagogik 17
- 5. Religiöse Differenz in elementaren Bildungseinrichtungen 18
- 6. Begriffliche Klärungen 20
- Teil II: Forschungsstand 41
- 1. Forschungsergebnisse zum Umgang mit religiöser Differenz 41
- 1.1 Ausgewählte Studien mit Kindern im Grundschulalter 42
- 1.2 Empirische Studien mit Kindern in der Elementarpädagogik 46
- 1.2.1 Eva Hoffmann: Interreligiöses Lernen im Kindergarten? 46
- 1.2.2 Friedrich Schweitzer, Albert Biesinger, Anke Edelbrock: Tübinger Projekte 48
- 1.2.3 David Elkind: Erforschung der Glaubensentwicklung 52
- 1.2.4 Ina ter Avest: Erfahrungen im Umgang mit dem Anderen 53
- 1.2.5 Daniel Bar-Tal: Konzept eines „Arabers“ in Israel 54
- 1.2.6 Paul Connolly et al.: Einstellung gegenüber Gruppen in Nordirland 55
- 1.3 Zusammenfassung der Forschungsergebnisse 58
- 2. Forschungsfrage 60
- 3. Anliegen der Studie 60
- 4. Entwicklungspsychologische Erkenntnisse 62
- 5. Möglichkeiten und Grenzen der Kindheitsforschung 67
- Teil III: Methodologische Zugänge der Studie 81
- 1. Qualitativ-empirische Forschung 81
- 2. Ethnographischer Zugang 89
- 3. Grounded Theory 90
- 4. Thematisches Kodieren nach Uwe Flick 94
- 5. Begründung der Forschungszugänge 96
- 6. Überblick über die angewendeten Methoden 98
- Teil IV: Untersuchungsdesign und durchführung 108
- 1. Angewendete Methoden bei der Untersuchung 108
- 2. Auswahl der Kindergärten 114
- 3. Untersuchungsdurchführung 117
- 4. Reflexion der Untersuchungsdurchführung 121
- Teil V: Auswertung 124
- 1. Hinweise zur Auswertung in der vorliegenden Studie 124
- 2. Darstellung der Kindergärten 125
- 3. Kurze Fallbeschreibungen 133
- 4. Datenauswertung 149
- Teil VI: Diskussion 183
- 1. Der Kindergarten als Organisation 183
- 2. Plädoyer: Entwicklung einer Kultur der Anerkennung religiöser Differenz 194
- 3. Rückblick – Ausblick 244
- Literatur 247
- Tabellen und Abbildungsverzeichnis 276
- Anhang 277
- Abstract 279