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Eine systematische Verwendung der komparativen Analyse ermöglicht eine reiche,
integrierte und dichte Grounded Theory, bei der die Entwicklung der Theorie nicht zu
schnell beendet wird.452 Die Theorie wird aus den Daten entwickelt, ohne dass dieser
eine bestimmte theoretische Zugangsweise zu Grunde liegt.
„In short, our focus on the emergence of categories solves the problems of fit, relevance,
forcing, and richness. An effective strategy is, at first, literally to ignore the literature of
theory and fact on the area under study, in order to assure that the emergence of cate-
gories will not be contaminated by concepts more suited to different areas. Similarities
and convergences with the literature can be established after the analytic core of cate-
gories has emerged. While the verification of theory aims at establishing a relatively
few major uniformities and variations on the same conceptual level, we believe that the
generation of theory should aim at achieving much diversity in emergent categories,
synthesized at as many levels of conceptual and hypothetical generalization as possi-
ble. The synthesis provides readily apparent connections between data and lower and
higher level conceptual abstractions of categories and properties.“453
Die Grounded Theory wurde im Laufe der Zeit entsprechend adaptiert. So nimmt
„Charmaz (1990) […] ausführliche (‚dichte‘) Falldarstellungen als Ausgangspunkt
der Theorieentwicklung“454 und Flick (1996) wählt im Vorhinein Gruppen aus, die
untersucht werden, da er davon ausgeht, dass in verschiedenen Gruppen unterschied-
liche Sichtweisen auf ein bestimmtes Thema zu finden sind.455
4. Thematisches Kodieren nach Uwe Flick
Das Verfahren des Thematischen Kodierens wurde von Uwe Flick in Anlehnung an
Strauss (1991) entwickelt und arbeitet mit „aus der Fragestellung abgeleiteten, vorab
festgelegten Gruppen.“456 „Der Forschungsgegenstand ist dabei die soziale Vertei-
lung von Perspektiven auf ein Phänomen oder einen Prozess. Es wird die Annahme
zugrunde gelegt, dass in unterschiedlichen sozialen Welten bzw. sozialen Gruppen
differierende Sichtweisen anzutreffen sind.“457 Damit diese Annahme überprüft und
eine Theorie über gruppenspezifische Sicht- und Erfahrungsweisen entwickelt werden
kann, ist der Ansatz von Strauss so zu modifizieren, dass die Vergleichbarkeit des
empirischen Materials erhöht wid.458
452 Vgl. ebd., 256.
453 Ebd., 37.
454 Böhm, Andreas (2012): Theoretisches Codieren. In: Flick, Uwe/von Kardorff, Ernst/
Steinke, Ines: Qualitative Forschung. Ein Handbuch, 475–485, 485.
455 Vgl. ebd., 484f.
456 Vgl. Flick, Uwe (2012): Qualitative Sozialforschung. Eine Einführung, 402.
457 Ebd.
458 Ebd.
Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Titel
- Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
- Untertitel
- Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Autor
- Helena Stockinger
- Verlag
- Waxmann Verlag GmbH
- Ort
- Münster
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8309-8648-5
- Abmessungen
- 16.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 280
- Kategorie
- Geisteswissenschaften
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 11
- Teil I: Theoretische Grundlagen und Begriffsklärungen 12
- 1. Praktisch-theologische Herangehensweise 12
- 2. Ausgangslage der Forschung 14
- 3. Das Recht der Kinder auf Differenz 16
- 4. Chancen und Herausforderungen der Religionspädagogik 17
- 5. Religiöse Differenz in elementaren Bildungseinrichtungen 18
- 6. Begriffliche Klärungen 20
- Teil II: Forschungsstand 41
- 1. Forschungsergebnisse zum Umgang mit religiöser Differenz 41
- 1.1 Ausgewählte Studien mit Kindern im Grundschulalter 42
- 1.2 Empirische Studien mit Kindern in der Elementarpädagogik 46
- 1.2.1 Eva Hoffmann: Interreligiöses Lernen im Kindergarten? 46
- 1.2.2 Friedrich Schweitzer, Albert Biesinger, Anke Edelbrock: Tübinger Projekte 48
- 1.2.3 David Elkind: Erforschung der Glaubensentwicklung 52
- 1.2.4 Ina ter Avest: Erfahrungen im Umgang mit dem Anderen 53
- 1.2.5 Daniel Bar-Tal: Konzept eines „Arabers“ in Israel 54
- 1.2.6 Paul Connolly et al.: Einstellung gegenüber Gruppen in Nordirland 55
- 1.3 Zusammenfassung der Forschungsergebnisse 58
- 2. Forschungsfrage 60
- 3. Anliegen der Studie 60
- 4. Entwicklungspsychologische Erkenntnisse 62
- 5. Möglichkeiten und Grenzen der Kindheitsforschung 67
- Teil III: Methodologische Zugänge der Studie 81
- 1. Qualitativ-empirische Forschung 81
- 2. Ethnographischer Zugang 89
- 3. Grounded Theory 90
- 4. Thematisches Kodieren nach Uwe Flick 94
- 5. Begründung der Forschungszugänge 96
- 6. Überblick über die angewendeten Methoden 98
- Teil IV: Untersuchungsdesign und durchführung 108
- 1. Angewendete Methoden bei der Untersuchung 108
- 2. Auswahl der Kindergärten 114
- 3. Untersuchungsdurchführung 117
- 4. Reflexion der Untersuchungsdurchführung 121
- Teil V: Auswertung 124
- 1. Hinweise zur Auswertung in der vorliegenden Studie 124
- 2. Darstellung der Kindergärten 125
- 3. Kurze Fallbeschreibungen 133
- 4. Datenauswertung 149
- Teil VI: Diskussion 183
- 1. Der Kindergarten als Organisation 183
- 2. Plädoyer: Entwicklung einer Kultur der Anerkennung religiöser Differenz 194
- 3. Rückblick – Ausblick 244
- Literatur 247
- Tabellen und Abbildungsverzeichnis 276
- Anhang 277
- Abstract 279