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„,Egalitäre Differenz‘ anerkennt Differenz, ohne die Einzelnen über Differenz zu
definieren oder gar in eine Hierarchie einzuordnen. Es geht um Anerkennung von
Gleichheit und Differenz, die voneinander nicht trennbar ist. Der alleinige Blick auf
Gleichheit blendet das Besondere der Einzelnen und ihre spezifischen Bedürfnisse
aus, der alleinige Blick auf Differenz blendet die grundsätzliche Gleichheit sowie die
Macht-/und Ohmachtverhältnisse aus.“153
Die Betonung der Anerkennung der Differenz darf nicht dazu führen, Menschen Kate-
gorien zuzuordnen und die Differenz zwischen den Kategorien anzuerkennen.154
Mecheril und Plößer machen auf Dilemmata aufmerksam, mit denen sich eine auf
Pluralität und Differenz bezogene Pädagogik auseinanderzusetzen hat. Einerseits wer-
den Ungleichheiten (re)produziert, wenn Differenz nicht anerkannt wird, andererseits
reproduziert die Anerkennung von Differenz Macht- und Ungleichheitsverhältnisse.155
Diese Dilemmata sind im pädagogischen Umgang mit Differenz unaufhebbar, weshalb
eine „kritisch-reflexive Thematisierung von Differenz präferiert wird […].“156 Beim
Verhältnis Differenz und Pädagogik geht es „um eine erfahrungsbezogene Reflexion
darauf, wie Differenz pädagogisch so thematisiert wird, dass als Konsequenz dieser
Thematisierung weniger Macht über Andere erforderlich ist.“157 In der Wissenschaft
wurden verschiedene Modelle entwickelt, die die Macht- und Herrschaftsverhältnisse
in den Blick nehmen, wie intersektionale158 und differenzsensible Ansätze.159
Um diese Dilemmata wissend, die dem Differenzbegriff eingeschrieben sind und
in der Arbeit nicht ständig expliziert werden können, aber bei jeglicher Rede über
Differenz mitschwingen, wird der Begriff der Differenz, der der Kern der Pluralität
ist,160 für diese Studie gewählt.
153 Jäggle, Martin (2015): Religionsbedingte Heterogenität als Thema der Forschung in der
LehrerInnenbildung. In: Lindner, Doris/Krobath, Thomas (Hg.): Vielfalt(en) erforschen.
Tag der Forschung 2014. Reihe: Schriften der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule
Wien/Krems, Bd. 10. Wien/Berlin: LIT, 28–37, 29f.
154 Vgl. Dahlberg, Gunilla/Moss, Peter (2005): Ethics and Politics in Early Childhood Edu-
cation. London/New York: RoutledgeFalmer, 86.
155 Mecheril, Paul/Plößer, Melanie (2009): Differenz. In: Andresen, Sabine u. a. (Hg.): Hand-
wörterbuch Erziehungswissenschaft, 194–208, 206.
156 Ebd., 196.
157 Ebd.
158 Vgl. beispielsweise das Portal Intersektionalität, http://portal-intersektionalitaet.de/start-
seite/ [22.07.2015].
159 Vgl. Pohlkamp, Ines (2012): Differenzsensible/intersektionale Bildung. Vortrag, 29.10.2012,
http://www.zedis-ev-hochschule-hh.de/files/pohlkamp_29102012.pdf [29.06.2015].
160 Vgl. Nipkow, Karl Ernst (1998): Bildung in einer pluralen Welt, Bd. 1. Moralpädagogik
im Pluralismus, 176.
Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Titel
- Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
- Untertitel
- Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Autor
- Helena Stockinger
- Verlag
- Waxmann Verlag GmbH
- Ort
- Münster
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8309-8648-5
- Abmessungen
- 16.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 280
- Kategorie
- Geisteswissenschaften
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 11
- Teil I: Theoretische Grundlagen und Begriffsklärungen 12
- 1. Praktisch-theologische Herangehensweise 12
- 2. Ausgangslage der Forschung 14
- 3. Das Recht der Kinder auf Differenz 16
- 4. Chancen und Herausforderungen der Religionspädagogik 17
- 5. Religiöse Differenz in elementaren Bildungseinrichtungen 18
- 6. Begriffliche Klärungen 20
- Teil II: Forschungsstand 41
- 1. Forschungsergebnisse zum Umgang mit religiöser Differenz 41
- 1.1 Ausgewählte Studien mit Kindern im Grundschulalter 42
- 1.2 Empirische Studien mit Kindern in der Elementarpädagogik 46
- 1.2.1 Eva Hoffmann: Interreligiöses Lernen im Kindergarten? 46
- 1.2.2 Friedrich Schweitzer, Albert Biesinger, Anke Edelbrock: Tübinger Projekte 48
- 1.2.3 David Elkind: Erforschung der Glaubensentwicklung 52
- 1.2.4 Ina ter Avest: Erfahrungen im Umgang mit dem Anderen 53
- 1.2.5 Daniel Bar-Tal: Konzept eines „Arabers“ in Israel 54
- 1.2.6 Paul Connolly et al.: Einstellung gegenüber Gruppen in Nordirland 55
- 1.3 Zusammenfassung der Forschungsergebnisse 58
- 2. Forschungsfrage 60
- 3. Anliegen der Studie 60
- 4. Entwicklungspsychologische Erkenntnisse 62
- 5. Möglichkeiten und Grenzen der Kindheitsforschung 67
- Teil III: Methodologische Zugänge der Studie 81
- 1. Qualitativ-empirische Forschung 81
- 2. Ethnographischer Zugang 89
- 3. Grounded Theory 90
- 4. Thematisches Kodieren nach Uwe Flick 94
- 5. Begründung der Forschungszugänge 96
- 6. Überblick über die angewendeten Methoden 98
- Teil IV: Untersuchungsdesign und durchführung 108
- 1. Angewendete Methoden bei der Untersuchung 108
- 2. Auswahl der Kindergärten 114
- 3. Untersuchungsdurchführung 117
- 4. Reflexion der Untersuchungsdurchführung 121
- Teil V: Auswertung 124
- 1. Hinweise zur Auswertung in der vorliegenden Studie 124
- 2. Darstellung der Kindergärten 125
- 3. Kurze Fallbeschreibungen 133
- 4. Datenauswertung 149
- Teil VI: Diskussion 183
- 1. Der Kindergarten als Organisation 183
- 2. Plädoyer: Entwicklung einer Kultur der Anerkennung religiöser Differenz 194
- 3. Rückblick – Ausblick 244
- Literatur 247
- Tabellen und Abbildungsverzeichnis 276
- Anhang 277
- Abstract 279