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wicklung wird aufgrund der Bedeutung des Kontextes abgesehen.
„However, it is important not to develop universal theories on how race and ethnicity
affect young children’s lives. The nature and forms taken by racism and ethnic divisi-
ons vary enormously from one context to the next and also at any specific time within
a particular context […].“254
Wenn bekannt ist, wie Kinder religiöse Differenz thematisieren und wie in Organisa-
tio nen mit religiöser Differenz umgegangen wird, können empirisch fundierte Kon-
zepte für interreligiöse Bildung formuliert und pädagogische sowie religionspädago-
gische Implikationen benannt werden. Der Mangel an empirischen Forschungsarbei-
ten, die interreligiösen Konzepten zu Grunde liegen, wird von mehreren Autorinnen
und Autoren festgestellt.
„Im deutschsprachigen Raum fehlt es bislang an systematischen und breit angelegten
Untersuchungen, wann und wie junge Kinder damit beginnen, sich auf Unterschiede
bei Menschen zu beziehen und welche Implikationen diese Unterscheidungen für ihre
Identitätskonstruktionen haben.“255
Die Bedeutung der Forschung, wie Kinder mit religiöser Differenz umgehen, der
Mangel bei gleichzeitiger Notwendigkeit an empirischen Analysen werden von Albert
Biesinger, Friedrich Schweitzer, Anke Edelbrock und an anderer Stelle von Eva Hoff-
mann betont.
„Darüber, wie Kinder mit religiösen Differenzen umgehen, ist empirisch bislang sehr
wenig bekannt, besonders im Blick auf Kinder vor dem Schulalter. Für interreligiöse
Bildung im Kindergarten kommt es deshalb entscheidend darauf an, die Wahrnehmun-
gen, Auffassungen und Einstellungen von Kindern zuallererst kennen zu lernen, so
dass eine realistische und zugleich kindgerechte Formulierung von Bildungsaufgaben
möglich wird.“256
Darüber hinaus zeigt sich nach Eva Hoffmann ein dringender Forschungsbedarf hin-
sichtlich der anderen Schwerpunkte interreligiösen Lernens.257 Dank der Forschungs-
projekte von Biesinger, Schweitzer, Edelbrock sowie der Studie von Hoffmann liegen
Ergebnisse zum Umgang mit religiöser Differenz im deutschsprachigen Raum vor,
254 Connolly, Paul (2009): Developing programmes, 5.
255 Wagner, Petra (22010): Vielfalt und Diskriminierung im Erleben von Kindern. In: Wagner,
Petra (Hg.): Handbuch Kinderwelten. Vielfalt als Chance – Grundlagen einer vorurteils-
bewussten Bildung und Erziehung. Freiburg/Basel/Wien: Herder [2008], 56–71, 58.
256 Biesinger, Albert/Schweitzer, Friedrich/Edelbrock, Anke (2010): Religiöse Differenz-
wahrnehmung im Kindesalter. Befunde aus der der empirischen Untersuchung im
Überblick. In: Edelbrock, Anke/Schweitzer, Friedrich/Biesinger, Albert (Hg.): Wie viele
Götter sind im Himmel?, 23–38, 24.
257 Vgl. Hoffmann, Eva (2009): Interreligiöses Lernen im Kindergarten?, 236.
Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Titel
- Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
- Untertitel
- Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Autor
- Helena Stockinger
- Verlag
- Waxmann Verlag GmbH
- Ort
- Münster
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8309-8648-5
- Abmessungen
- 16.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 280
- Kategorie
- Geisteswissenschaften
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 11
- Teil I: Theoretische Grundlagen und Begriffsklärungen 12
- 1. Praktisch-theologische Herangehensweise 12
- 2. Ausgangslage der Forschung 14
- 3. Das Recht der Kinder auf Differenz 16
- 4. Chancen und Herausforderungen der Religionspädagogik 17
- 5. Religiöse Differenz in elementaren Bildungseinrichtungen 18
- 6. Begriffliche Klärungen 20
- Teil II: Forschungsstand 41
- 1. Forschungsergebnisse zum Umgang mit religiöser Differenz 41
- 1.1 Ausgewählte Studien mit Kindern im Grundschulalter 42
- 1.2 Empirische Studien mit Kindern in der Elementarpädagogik 46
- 1.2.1 Eva Hoffmann: Interreligiöses Lernen im Kindergarten? 46
- 1.2.2 Friedrich Schweitzer, Albert Biesinger, Anke Edelbrock: Tübinger Projekte 48
- 1.2.3 David Elkind: Erforschung der Glaubensentwicklung 52
- 1.2.4 Ina ter Avest: Erfahrungen im Umgang mit dem Anderen 53
- 1.2.5 Daniel Bar-Tal: Konzept eines „Arabers“ in Israel 54
- 1.2.6 Paul Connolly et al.: Einstellung gegenüber Gruppen in Nordirland 55
- 1.3 Zusammenfassung der Forschungsergebnisse 58
- 2. Forschungsfrage 60
- 3. Anliegen der Studie 60
- 4. Entwicklungspsychologische Erkenntnisse 62
- 5. Möglichkeiten und Grenzen der Kindheitsforschung 67
- Teil III: Methodologische Zugänge der Studie 81
- 1. Qualitativ-empirische Forschung 81
- 2. Ethnographischer Zugang 89
- 3. Grounded Theory 90
- 4. Thematisches Kodieren nach Uwe Flick 94
- 5. Begründung der Forschungszugänge 96
- 6. Überblick über die angewendeten Methoden 98
- Teil IV: Untersuchungsdesign und durchführung 108
- 1. Angewendete Methoden bei der Untersuchung 108
- 2. Auswahl der Kindergärten 114
- 3. Untersuchungsdurchführung 117
- 4. Reflexion der Untersuchungsdurchführung 121
- Teil V: Auswertung 124
- 1. Hinweise zur Auswertung in der vorliegenden Studie 124
- 2. Darstellung der Kindergärten 125
- 3. Kurze Fallbeschreibungen 133
- 4. Datenauswertung 149
- Teil VI: Diskussion 183
- 1. Der Kindergarten als Organisation 183
- 2. Plädoyer: Entwicklung einer Kultur der Anerkennung religiöser Differenz 194
- 3. Rückblick – Ausblick 244
- Literatur 247
- Tabellen und Abbildungsverzeichnis 276
- Anhang 277
- Abstract 279