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Beim Untersuchungsdesign sind die Frage der Gefälligkeit mitzubedenken und das
Ausmaß, in welchem Kinder mit ihren Antworten der forschenden Person gefallen
wollen, zu minimieren. Bedeutend ist die Art, wie Kindern Fragen gestellt werden,
Suggestivfragen sind wegen der hohen Beeinflussung der Antworten zu vermeiden,
was sich an Zeuginnen- und Zeugenaussagen der Kinder vor Gericht bestätigt, wo
besagt wird, „dass selbst drei- bis fünfjährige Kinder zuverlässige Zeugen vor Gericht
sein können, sofern man sie vor Suggestivfragen schützt. Zwar vergessen sie oft Ein-
zelheiten der Ereignisse, aber das, was sie sagen, ist meistens korrekt […].“339 Je jün-
ger die Kinder sind, desto anfälliger sind sie auf Suggestivfragen, besonders wenn
immer wieder nachgefragt wird, und desto verzerrter ist ihre Erinnerung in Richtung
der Fragesuggestion.340 „It is our task as researchers, from both practical and ethical
considerations, to ensure that we ask the right questions in our studies, those which
are important, and that we conduct our research in a manner that optimizes the oppor-
tunity for children’s perspectives to be listened to – and heard.“341 Damit Kinder tat-
sächlich an Forschung partizipieren, ist ein Untersuchungsdesign zu wählen, durch
welches zum Ausdruck kommen kann, was Kinder tatsächlich beschäftigt und die
Beeinflussung durch die forschende Person minimiert, wenn dies auch, aufgrund der
bestehenden Hierarchie, selten völlig verhindert werden kann. „Bei der Frage, ob wir
Kinder verstehen, geht es darum, wie den erhobenen ‚Daten‘ Sinn verliehen und wie
Sinn rekonstruiert wird. Auch Kinder als Mitglieder der Gesellschaft handeln, indem
sie soziale Situationen interpretieren.“342 Mögliche unbewusste Vorstellungen der for-
schenden Person über das Kind oder den Forschungsprozess können das Antwortver-
halten im Sinne von Übertragung und Gegenübertragung der befragten Person beein-
flussen.343 Um sich dieser Situation und möglicher Einflüsse auf die Untersuchungs-
ergebnisse bewusst zu sein, bedarf es während des gesamten Forschungsprozesses
reflexiver Elemente, die sich sowohl auf die Situation als auch auf die Beziehung der
in den Forschungsprozess involvierten Personen bezieht. Da eine Person Voreinstel-
lungen, möglicherweise auch Vorurteile in der Forschenden oder dem Forschenden
wachrufen kann, ist die Reflexion der eigenen Vorstellungen und der eigenen Gefühle
wesentlicher Bestandteil, um für eine Begegnung mit der anderen Person offen zu sein
und möglichst reliabele und valide Ergebnisse zu erzielen. „Adults need to rethink
339 Siegler, Robert/DeLoache, Judy/Eisenberg, Nancy (32011): Entwicklungspsychologie im
Kindes- und Jugendalter. Deutsche Auflage herausgegeben von Sabina Pauen. Heidel-
berg: Spektrum Akademischer Verlag [2005], 5.
340 Vgl. ebd.
341 Lewis, Ann/Lindsay, Geoff (2000): Emerging Issues. In: Lewis, Ann/Lindsay, Geoff
(Hg.): Researching children’s perspectives. Buckingham/Philadelphia: Open University,
189–197, 192.
342 Heinzel, Friederike (2012): Qualitative Methoden der Kindheitsforschung. In: Heinzel,
Friederike (Hg.): Methoden der Kindheitsforschung, 22–35, 31.
343 Vgl. Hülst, Dirk (2012): Das wissenschaftliche Verstehen von Kindern. In: Heinzel,
Friederike (Hg.): Methoden der Kindheitsforschung, 52–77, 68.
Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Titel
- Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
- Untertitel
- Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Autor
- Helena Stockinger
- Verlag
- Waxmann Verlag GmbH
- Ort
- Münster
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8309-8648-5
- Abmessungen
- 16.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 280
- Kategorie
- Geisteswissenschaften
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 11
- Teil I: Theoretische Grundlagen und Begriffsklärungen 12
- 1. Praktisch-theologische Herangehensweise 12
- 2. Ausgangslage der Forschung 14
- 3. Das Recht der Kinder auf Differenz 16
- 4. Chancen und Herausforderungen der Religionspädagogik 17
- 5. Religiöse Differenz in elementaren Bildungseinrichtungen 18
- 6. Begriffliche Klärungen 20
- Teil II: Forschungsstand 41
- 1. Forschungsergebnisse zum Umgang mit religiöser Differenz 41
- 1.1 Ausgewählte Studien mit Kindern im Grundschulalter 42
- 1.2 Empirische Studien mit Kindern in der Elementarpädagogik 46
- 1.2.1 Eva Hoffmann: Interreligiöses Lernen im Kindergarten? 46
- 1.2.2 Friedrich Schweitzer, Albert Biesinger, Anke Edelbrock: Tübinger Projekte 48
- 1.2.3 David Elkind: Erforschung der Glaubensentwicklung 52
- 1.2.4 Ina ter Avest: Erfahrungen im Umgang mit dem Anderen 53
- 1.2.5 Daniel Bar-Tal: Konzept eines „Arabers“ in Israel 54
- 1.2.6 Paul Connolly et al.: Einstellung gegenüber Gruppen in Nordirland 55
- 1.3 Zusammenfassung der Forschungsergebnisse 58
- 2. Forschungsfrage 60
- 3. Anliegen der Studie 60
- 4. Entwicklungspsychologische Erkenntnisse 62
- 5. Möglichkeiten und Grenzen der Kindheitsforschung 67
- Teil III: Methodologische Zugänge der Studie 81
- 1. Qualitativ-empirische Forschung 81
- 2. Ethnographischer Zugang 89
- 3. Grounded Theory 90
- 4. Thematisches Kodieren nach Uwe Flick 94
- 5. Begründung der Forschungszugänge 96
- 6. Überblick über die angewendeten Methoden 98
- Teil IV: Untersuchungsdesign und durchführung 108
- 1. Angewendete Methoden bei der Untersuchung 108
- 2. Auswahl der Kindergärten 114
- 3. Untersuchungsdurchführung 117
- 4. Reflexion der Untersuchungsdurchführung 121
- Teil V: Auswertung 124
- 1. Hinweise zur Auswertung in der vorliegenden Studie 124
- 2. Darstellung der Kindergärten 125
- 3. Kurze Fallbeschreibungen 133
- 4. Datenauswertung 149
- Teil VI: Diskussion 183
- 1. Der Kindergarten als Organisation 183
- 2. Plädoyer: Entwicklung einer Kultur der Anerkennung religiöser Differenz 194
- 3. Rückblick – Ausblick 244
- Literatur 247
- Tabellen und Abbildungsverzeichnis 276
- Anhang 277
- Abstract 279