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tion und Sinnverstehen“ zirkulär sind.366 Mit Explikation ist die Erwartung an Sozial-
forscherinnen und -forscher gemeint, „die Einzelschritte des Untersuchungsprozesses
so weit wie möglich offen zu legen“.367 Qualitative Forschung ist von einer flexiblen
Vorgehensweise geprägt, wodurch es möglich ist, „sich an die jeweiligen Eigenheiten
des Untersuchungsgegenstandes anzupassen“.368 Qualitative Sozialforschung zeichnet
sich durch „besonders große Flexibilität“ aus.369
„Qualitative inquiry seeks to discover and to describe in narrative reporting what
particular people do in their everyday lives and what their actions mean to them. It
identifies meaning-relevant kinds of things in the world – kinds of people, kinds of
actions, kinds of beliefs and interests – focusing on differences in forms of things that
make a difference for meaning.“370
Eine Herausforderung der qualitativen Methodologie liegt in der Verständigung über
gemeinsame Standards.371 Qualitative und quantitative Forschung unterscheiden sich
in ihren empirischen Zugängen zu den Erfahrungsdaten.372 Die Kommunikation ist bei
quantitativen Methoden standardisiert und die Erfahrungs- und Beobachtungskategorien
sind klar definiert. Bei den qualitativen Verfahren ist entscheidend, „dass den unterschied-
lichen Relevanzsystemen von Forschern und Erforschten systematisch und in kontrol-
lierter Weise Rechnung getragen wird.“373 Um zu einer Verständigung zwischen quan-
titativer und qualitativer Methodik beizutragen, wenden Przyborski und Wohlrab-Sahr
die „klassischen“ Gütekriterien der quantitativen Forschungen in modifizierter Form auf
qualitative Forschung an.374 „Qualitative Methoden sind insofern valide, als sie an die
Common-Sense-Konstruktionen der Untersuchten anknüpfen und auf den alltäglichen
Strukturen bzw. Standards der Verständigung aufbauen.“375 Reliabilität wird bei quali-
tativen Methoden „durch den Nachweis der Reproduktionsgesetzlichkeit der herausge-
arbeiteten Strukturen und durch das systematische Einbeziehen und Explizieren alltäg-
licher Standards der Kommunikation“376 gesichert. Indem Schritte der Erhebung und
der Auswertung formalisiert und standardisiert werden, wird die intersubjektive Über-
366 Ebd., 25.
367 Lamnek, Siegfried (2010): Qualitative Sozialforschung 23.
368 Ebd., 24.
369 Lamnek, Siegfried (1995): Qualitative Sozialforschung, Bd. 1, 27.
370 Erickson, Frederick (42011): A history of qualitative inquiry in social and educational
research. In: Denzin, Norman K./Lincoln, Yvonna S. (Hg.): The SAGE Handbook of
Qualitative Research, 43–59, 43.
371 Vgl. Przyborski, Aglaja/Wohlrab-Sahr, Monika (2014): Qualitative Sozialforschung. Ein
Arbeitsbuch. München: Oldenbourg Verlag, 21.
372 Vgl. ebd.
373 Ebd., 22.
374 Vgl. ebd., 21–28.
375 Ebd., 24.
376 Vgl. ebd., 26.
Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Titel
- Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
- Untertitel
- Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Autor
- Helena Stockinger
- Verlag
- Waxmann Verlag GmbH
- Ort
- Münster
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8309-8648-5
- Abmessungen
- 16.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 280
- Kategorie
- Geisteswissenschaften
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 11
- Teil I: Theoretische Grundlagen und Begriffsklärungen 12
- 1. Praktisch-theologische Herangehensweise 12
- 2. Ausgangslage der Forschung 14
- 3. Das Recht der Kinder auf Differenz 16
- 4. Chancen und Herausforderungen der Religionspädagogik 17
- 5. Religiöse Differenz in elementaren Bildungseinrichtungen 18
- 6. Begriffliche Klärungen 20
- Teil II: Forschungsstand 41
- 1. Forschungsergebnisse zum Umgang mit religiöser Differenz 41
- 1.1 Ausgewählte Studien mit Kindern im Grundschulalter 42
- 1.2 Empirische Studien mit Kindern in der Elementarpädagogik 46
- 1.2.1 Eva Hoffmann: Interreligiöses Lernen im Kindergarten? 46
- 1.2.2 Friedrich Schweitzer, Albert Biesinger, Anke Edelbrock: Tübinger Projekte 48
- 1.2.3 David Elkind: Erforschung der Glaubensentwicklung 52
- 1.2.4 Ina ter Avest: Erfahrungen im Umgang mit dem Anderen 53
- 1.2.5 Daniel Bar-Tal: Konzept eines „Arabers“ in Israel 54
- 1.2.6 Paul Connolly et al.: Einstellung gegenüber Gruppen in Nordirland 55
- 1.3 Zusammenfassung der Forschungsergebnisse 58
- 2. Forschungsfrage 60
- 3. Anliegen der Studie 60
- 4. Entwicklungspsychologische Erkenntnisse 62
- 5. Möglichkeiten und Grenzen der Kindheitsforschung 67
- Teil III: Methodologische Zugänge der Studie 81
- 1. Qualitativ-empirische Forschung 81
- 2. Ethnographischer Zugang 89
- 3. Grounded Theory 90
- 4. Thematisches Kodieren nach Uwe Flick 94
- 5. Begründung der Forschungszugänge 96
- 6. Überblick über die angewendeten Methoden 98
- Teil IV: Untersuchungsdesign und durchführung 108
- 1. Angewendete Methoden bei der Untersuchung 108
- 2. Auswahl der Kindergärten 114
- 3. Untersuchungsdurchführung 117
- 4. Reflexion der Untersuchungsdurchführung 121
- Teil V: Auswertung 124
- 1. Hinweise zur Auswertung in der vorliegenden Studie 124
- 2. Darstellung der Kindergärten 125
- 3. Kurze Fallbeschreibungen 133
- 4. Datenauswertung 149
- Teil VI: Diskussion 183
- 1. Der Kindergarten als Organisation 183
- 2. Plädoyer: Entwicklung einer Kultur der Anerkennung religiöser Differenz 194
- 3. Rückblick – Ausblick 244
- Literatur 247
- Tabellen und Abbildungsverzeichnis 276
- Anhang 277
- Abstract 279