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wieder verlässt und an anderen Orten neue Forschung betreibt.“392 Es gilt, mit allen
Personen, die mit dem Forschungsfeld verbunden sind, deren Kooperationsbereitschaft
zu klären und über die Rolle der forschenden Person und deren Forschungsabsicht zu
informieren.393 Kann der Kontakt mit den Interviewpartnerinnen und -partnern nicht
von den Forscherinnen und Forschern selbst hergestellt werden, kommt der Zusiche-
rung von Anonymität besondere Bedeutung zu.394 Notwendig für die Feldforschung
sind eine kommunikative Haltung und Offenheit sowie eine Haltung der Authentizität
und des Interesses395 den Personen gegenüber, die an der Untersuchung teilnehmen.
Durch direkten Kontakt mit den Untersuchungssubjekten kann die eigene kommuni-
kative Haltung verdeutlicht werden, die sich in Offenheit gegenüber den Untersuchen-
den zeigt. Diese beginnt bei der Flexibilität der Terminvereinbarung und kann „unter
bestimmten Umständen bis zum Aufgreifen von Vorschlägen im Zusammenhang mit
der Erhebungssituation oder im Hinblick auf die Anlage der Untersuchung gehen. Sie
geht aber vor allem mit dem Bemühen um Verstehen einher.“396 Es gilt „dem Befrag-
ten aufmerksam zuzuhören und auf seine je persönliche Weise den Redefluss durch
‚mhm‘, Nicken, Lachen, Blickkontakt und dergleichen zu unterstützen.“397 Die pro-
fessionelle Forscherinnen- und Forscherrolle zeigt sich in der „Aufrechterhaltung der
Spannung zwischen forschender Distanz und empathischer Teilhabe.“398
Relevant bei einer phänomenologischen Studie ist, was die Wahrnehmung der
forschenden Person wie beeinflusst. Der eigenen Perspektive kommt eine wesentliche
Bedeutung zu.399 Bedeutend ist,
„während der Forschung nicht nur die Anderen, sondern auch sich selbst zu beobach-
ten, und nicht nur das Verhalten der Anderen, sondern auch die Veränderung der eige-
nen Position zu protokollieren. Für den Forschungsprozess bedeutet das, sich immer
wieder systematisch aus der Rolle des Teilnehmers zu lösen und zum Beobachter zu
werden. Dies kann auf der konzeptuellen Ebene in die Forschungsarbeit integriert wer-
den, indem etwa Phasen intensiver Feldforschung mit Phasen distanzierter analytischer
Arbeit abwechseln.“400
Die Zirkularität des qualitativen Forschungsprozesses zwingt „zu einer permanenten
Reflexion des gesamten Forschungsgeschehens und seiner Teilschritte im Licht der
anderen Schritte.“401 Es gilt zu überlegen, welche Art von Datenmaterial durch eine
bestimmte Methode erzeugt wird, mit welchem Verfahren das Datenmaterial ausge-
392 Vgl. ebd.
393 Vgl. ebd., 55.
394 Vgl. ebd., 56.
395 Vgl. ebd., 57f.
396 Vgl. ebd., 57.
397 Vgl. ebd., 69.
398 Ebd., 48.
399 Zonne, Erna (2006): Interreligiöses und interkulturelles Lernen an Grundschulen, 164.
400 Vgl. Przyborski, Aglaja/Wohlrab-Sahr, Monika (2014): Qualitative Sozialforschung, 47.
401 Flick, Uwe (2012): Qualitative Sozialforschung. Eine Einführung, 126.
Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Titel
- Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
- Untertitel
- Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Autor
- Helena Stockinger
- Verlag
- Waxmann Verlag GmbH
- Ort
- Münster
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8309-8648-5
- Abmessungen
- 16.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 280
- Kategorie
- Geisteswissenschaften
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 11
- Teil I: Theoretische Grundlagen und Begriffsklärungen 12
- 1. Praktisch-theologische Herangehensweise 12
- 2. Ausgangslage der Forschung 14
- 3. Das Recht der Kinder auf Differenz 16
- 4. Chancen und Herausforderungen der Religionspädagogik 17
- 5. Religiöse Differenz in elementaren Bildungseinrichtungen 18
- 6. Begriffliche Klärungen 20
- Teil II: Forschungsstand 41
- 1. Forschungsergebnisse zum Umgang mit religiöser Differenz 41
- 1.1 Ausgewählte Studien mit Kindern im Grundschulalter 42
- 1.2 Empirische Studien mit Kindern in der Elementarpädagogik 46
- 1.2.1 Eva Hoffmann: Interreligiöses Lernen im Kindergarten? 46
- 1.2.2 Friedrich Schweitzer, Albert Biesinger, Anke Edelbrock: Tübinger Projekte 48
- 1.2.3 David Elkind: Erforschung der Glaubensentwicklung 52
- 1.2.4 Ina ter Avest: Erfahrungen im Umgang mit dem Anderen 53
- 1.2.5 Daniel Bar-Tal: Konzept eines „Arabers“ in Israel 54
- 1.2.6 Paul Connolly et al.: Einstellung gegenüber Gruppen in Nordirland 55
- 1.3 Zusammenfassung der Forschungsergebnisse 58
- 2. Forschungsfrage 60
- 3. Anliegen der Studie 60
- 4. Entwicklungspsychologische Erkenntnisse 62
- 5. Möglichkeiten und Grenzen der Kindheitsforschung 67
- Teil III: Methodologische Zugänge der Studie 81
- 1. Qualitativ-empirische Forschung 81
- 2. Ethnographischer Zugang 89
- 3. Grounded Theory 90
- 4. Thematisches Kodieren nach Uwe Flick 94
- 5. Begründung der Forschungszugänge 96
- 6. Überblick über die angewendeten Methoden 98
- Teil IV: Untersuchungsdesign und durchführung 108
- 1. Angewendete Methoden bei der Untersuchung 108
- 2. Auswahl der Kindergärten 114
- 3. Untersuchungsdurchführung 117
- 4. Reflexion der Untersuchungsdurchführung 121
- Teil V: Auswertung 124
- 1. Hinweise zur Auswertung in der vorliegenden Studie 124
- 2. Darstellung der Kindergärten 125
- 3. Kurze Fallbeschreibungen 133
- 4. Datenauswertung 149
- Teil VI: Diskussion 183
- 1. Der Kindergarten als Organisation 183
- 2. Plädoyer: Entwicklung einer Kultur der Anerkennung religiöser Differenz 194
- 3. Rückblick – Ausblick 244
- Literatur 247
- Tabellen und Abbildungsverzeichnis 276
- Anhang 277
- Abstract 279