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der Innovation, Lernen, Anpassung und Veränderung stabile Elemente sind.713 Schein
definiert die Kultur einer Gruppe als geteilte Basisannahmen, die die Gruppe bei der
Lösung von Problemen gelernt hat.
„A pattern of shared basic assumptions that the group learned as it solved its problems
of external adaptation and internal integration, that has worked well enough to be
considered valid and, therefore, to be taught to new members as the correct way to
perceive, think, and feel in relation to those problems.“714
Edgar Schein unterscheidet mehrere Ebenen, auf denen eine Kultur analysiert werden
kann: die Ebene der Artefakte, die Ebene der Werte und die Ebene der Basisannahmen.
Die sich an der Oberfläche befindenden Artefakte inkludieren alle Phänomene, die
sicht-, hör- und fühlbar sind, wenn man einer neuen Gruppe mit einer unbekannten
Kultur begegnet.715 Diese Artefakte verweisen auf einen Wert oder einen Glauben,
der, sofern dieser von den Mitgliedern geteilt wird, als „shared value“ oder „belief“
bezeichnet werden kann und auf dahinterliegende Basisannahmen (basic assumptions)
schließen lässt.716 Die „Werte des Gründers“ oder der Gründerin werden „zur Basis
der Unternehmenskultur […] – wenn denn das Unternehmen erfolgreich ist. Um eine
Unternehmenskultur zu verstehen, ist es also am besten, die Geschichte und die per-
sönlichen Werte des Unternehmensgründers in den Blick zu nehmen.“717 Die Grund-
annahmen sind häufig implizit und steuern als übergreifende Normen, die nicht formal
weitergegeben werden, das Verhalten der Organisationsmitglieder.718
„Basic assumptions, like theories-in-use, tend to be those we neither confront nor
debate and hence are extremely difficult to change. To learn something new in this
realm requires us to resurrect, reexamine, and possibly change some of the more stable
portions of our cognitive structure […].“719
Ein solches Lernen ist schwierig, weil die nochmalige Überprüfung der Basisannah-
men die kognitive und interpersonale Welt destabilisiert und Basisängste auslöst.720
713 Vgl. Schein, Edgar. H. (21992): Organizational Culture and Leadership. San Francisco:
Jossey-Bass, xiv.
714 Ebd., 12.
715 Ebd., 17.
716 Ebd., 19.
717 Schein, Edgar H. (2009): Führung und Veränderungsmanagement. Bergisch Gladbach:
Andreas Kohlhage, 27.
718 Vgl. Kauffeld, Simone/Ebner, Katharina (52014): Organisationsentwicklung. In: Schuler,
Heinz/Moser, Klaus (Hg.): Lehrbuch Organisationspsychologie. Bern: Hans Huber 52014,
457–507, 465.
719 Schein, Edgar. H. (1992): Organizational Culture and Leadership, 22.
720 Vgl. ebd.
Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Titel
- Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
- Untertitel
- Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Autor
- Helena Stockinger
- Verlag
- Waxmann Verlag GmbH
- Ort
- Münster
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8309-8648-5
- Abmessungen
- 16.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 280
- Kategorie
- Geisteswissenschaften
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 11
- Teil I: Theoretische Grundlagen und Begriffsklärungen 12
- 1. Praktisch-theologische Herangehensweise 12
- 2. Ausgangslage der Forschung 14
- 3. Das Recht der Kinder auf Differenz 16
- 4. Chancen und Herausforderungen der Religionspädagogik 17
- 5. Religiöse Differenz in elementaren Bildungseinrichtungen 18
- 6. Begriffliche Klärungen 20
- Teil II: Forschungsstand 41
- 1. Forschungsergebnisse zum Umgang mit religiöser Differenz 41
- 1.1 Ausgewählte Studien mit Kindern im Grundschulalter 42
- 1.2 Empirische Studien mit Kindern in der Elementarpädagogik 46
- 1.2.1 Eva Hoffmann: Interreligiöses Lernen im Kindergarten? 46
- 1.2.2 Friedrich Schweitzer, Albert Biesinger, Anke Edelbrock: Tübinger Projekte 48
- 1.2.3 David Elkind: Erforschung der Glaubensentwicklung 52
- 1.2.4 Ina ter Avest: Erfahrungen im Umgang mit dem Anderen 53
- 1.2.5 Daniel Bar-Tal: Konzept eines „Arabers“ in Israel 54
- 1.2.6 Paul Connolly et al.: Einstellung gegenüber Gruppen in Nordirland 55
- 1.3 Zusammenfassung der Forschungsergebnisse 58
- 2. Forschungsfrage 60
- 3. Anliegen der Studie 60
- 4. Entwicklungspsychologische Erkenntnisse 62
- 5. Möglichkeiten und Grenzen der Kindheitsforschung 67
- Teil III: Methodologische Zugänge der Studie 81
- 1. Qualitativ-empirische Forschung 81
- 2. Ethnographischer Zugang 89
- 3. Grounded Theory 90
- 4. Thematisches Kodieren nach Uwe Flick 94
- 5. Begründung der Forschungszugänge 96
- 6. Überblick über die angewendeten Methoden 98
- Teil IV: Untersuchungsdesign und durchführung 108
- 1. Angewendete Methoden bei der Untersuchung 108
- 2. Auswahl der Kindergärten 114
- 3. Untersuchungsdurchführung 117
- 4. Reflexion der Untersuchungsdurchführung 121
- Teil V: Auswertung 124
- 1. Hinweise zur Auswertung in der vorliegenden Studie 124
- 2. Darstellung der Kindergärten 125
- 3. Kurze Fallbeschreibungen 133
- 4. Datenauswertung 149
- Teil VI: Diskussion 183
- 1. Der Kindergarten als Organisation 183
- 2. Plädoyer: Entwicklung einer Kultur der Anerkennung religiöser Differenz 194
- 3. Rückblick – Ausblick 244
- Literatur 247
- Tabellen und Abbildungsverzeichnis 276
- Anhang 277
- Abstract 279