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Auch die Studie von Avest und Miedema747 verweist auf die Bedeutung der sicheren
Lernumgebung, in der Kinder die Basisprinzipien des Zusammenlebens spüren kön-
nen. „Remarkable in our empirical data is that both teachers in their subjective educa-
tional theories and independent of the denominational religious identity of the school,
emphasize the need of a safe learning environment in order to learn to live together in
a multi-ethnic and multi-religious society.“748
2.1.1.1 Safe space für Thematisierung von religiöser Differenz
Kommunikation ist ein Schlüsselfaktor der Organisationsentwicklung749 und ihr
kommt eine Schlüsselfunktion im Umgang mit religiöser Differenz zu.750
„Kommunikation ist nichts Statisches, nichts, was einmal fertig sein wird, kein erreich-
barer, zufriedenstellender Endzustand, kein erstellbares Paradies, das es nur noch zu
verteidigen und zu erhalten gilt. Kommunikation ist immer im Fluß, ein offener Prozeß,
durch viele Turbulenzen permanent in ihrem Bestand gefährdet.“751
Religiöse Differenz erhöht den Verständigungsbedarf über Religion und Religionen.752
Menschen lernen einander im Dialog kennen. „Anderssein ist nicht bedrohlich, son-
dern weckt den Wunsch nach Kommunikation. Gerade weil die oder der Andere anders
ist, brauchen wir Kommunikation.“753 Der Kindergarten als Ort der Kommunikation
impliziert die Möglichkeit für Gespräche zwischen Pädagoginnen und Pädagogen und
Kindern ohne konkrete Handlungsanweisungen oder Intentionen.754 In vielen Situatio-
747 ter Avest, K.H. Ina/Miedema, Siebren (2010): Learn Young, Learn Fair. Interreligious
Encounter and Learning in Dutch Kindergarten. In: Engebretson, Kath/de Souza, Marian/
Durka, Gloria/Gearon, Liam (Hg.): International Handbook of Inter-religious Education.
Part One. Dordrecht/Heidelberg/London/New York: Springer, 513–527; ter Avest und
Miedema geben Einblick in den Religionsunterricht in einer islamischen und protestan-
tischen Volksschule in den Niederlanden, in welchem die Kinder vier und fünf Jahre alt
waren.
748 Ebd., 522.
749 Doppler, Klaus (2000): Kommunikation als Schlüsselfaktor der Organisationsentwick-
lung. In: Trebesch, Karsten: Organisationsentwicklung, 281–307.
750 Vgl. Kapitel „Verbale Kommunikation über religiöse Differenz“ (Teil V, 4.1.3).
751 Doppler, Klaus (2000): Kommunikation als Schlüsselfaktor der Organisationsentwick-
lung. In: Trebesch, Karsten: Organisationsentwicklung, 281–307, 306.
752 Vgl. Jäggle, Martin (2007): Religiöse Pluralität in Europa. In: Bock, Irmgard u.a (Hg.):
Europa als Projekt, 51–67, 57.
753 Prengel, Annedore (2006): Pädagogik der Vielfalt, 56. Annedore Prengel formuliert dies
in Bezug auf Guzzoni, Ute (1981): Identität oder nicht: zur kritischen Theologie der
Ontologie. Freiburg i. Br.: Alber, 343.
754 Singer und de Haan erkannten in ihrer Studie, dass nur wenige Pädagoginnen an Gesprä-
chen der Kinder während der Mittagszeit oder während der Freispielzeit teilnahmen,
sondern meistens mit einem einzelnen Kind sprachen, indem sie Anweisungen gaben
Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Titel
- Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
- Untertitel
- Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Autor
- Helena Stockinger
- Verlag
- Waxmann Verlag GmbH
- Ort
- Münster
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8309-8648-5
- Abmessungen
- 16.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 280
- Kategorie
- Geisteswissenschaften
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 11
- Teil I: Theoretische Grundlagen und Begriffsklärungen 12
- 1. Praktisch-theologische Herangehensweise 12
- 2. Ausgangslage der Forschung 14
- 3. Das Recht der Kinder auf Differenz 16
- 4. Chancen und Herausforderungen der Religionspädagogik 17
- 5. Religiöse Differenz in elementaren Bildungseinrichtungen 18
- 6. Begriffliche Klärungen 20
- Teil II: Forschungsstand 41
- 1. Forschungsergebnisse zum Umgang mit religiöser Differenz 41
- 1.1 Ausgewählte Studien mit Kindern im Grundschulalter 42
- 1.2 Empirische Studien mit Kindern in der Elementarpädagogik 46
- 1.2.1 Eva Hoffmann: Interreligiöses Lernen im Kindergarten? 46
- 1.2.2 Friedrich Schweitzer, Albert Biesinger, Anke Edelbrock: Tübinger Projekte 48
- 1.2.3 David Elkind: Erforschung der Glaubensentwicklung 52
- 1.2.4 Ina ter Avest: Erfahrungen im Umgang mit dem Anderen 53
- 1.2.5 Daniel Bar-Tal: Konzept eines „Arabers“ in Israel 54
- 1.2.6 Paul Connolly et al.: Einstellung gegenüber Gruppen in Nordirland 55
- 1.3 Zusammenfassung der Forschungsergebnisse 58
- 2. Forschungsfrage 60
- 3. Anliegen der Studie 60
- 4. Entwicklungspsychologische Erkenntnisse 62
- 5. Möglichkeiten und Grenzen der Kindheitsforschung 67
- Teil III: Methodologische Zugänge der Studie 81
- 1. Qualitativ-empirische Forschung 81
- 2. Ethnographischer Zugang 89
- 3. Grounded Theory 90
- 4. Thematisches Kodieren nach Uwe Flick 94
- 5. Begründung der Forschungszugänge 96
- 6. Überblick über die angewendeten Methoden 98
- Teil IV: Untersuchungsdesign und durchführung 108
- 1. Angewendete Methoden bei der Untersuchung 108
- 2. Auswahl der Kindergärten 114
- 3. Untersuchungsdurchführung 117
- 4. Reflexion der Untersuchungsdurchführung 121
- Teil V: Auswertung 124
- 1. Hinweise zur Auswertung in der vorliegenden Studie 124
- 2. Darstellung der Kindergärten 125
- 3. Kurze Fallbeschreibungen 133
- 4. Datenauswertung 149
- Teil VI: Diskussion 183
- 1. Der Kindergarten als Organisation 183
- 2. Plädoyer: Entwicklung einer Kultur der Anerkennung religiöser Differenz 194
- 3. Rückblick – Ausblick 244
- Literatur 247
- Tabellen und Abbildungsverzeichnis 276
- Anhang 277
- Abstract 279