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wird und bieten damit Optionen für die Weiterbildung, diese adäquat zu ihrer neuen
Rolle als intermediärer Akteur zu gestalten.“904
Pädagoginnen und Pädagogen der elementaren Bildungseinrichtungen, die die Chan-
cen und Herausforderungen der pluralen Situation im Kindergarten kennen und die
unterschiedlichen Voraussetzungen und Eigenschaften der Kinder, besonders die
durch Migration905 nochmals stärker auftretende kulturelle und religiöse Differenz,
bewusst wahrnehmen, können dieser Vielfalt in ihrem Selbstverständnis sensibel
Ausdruck verleihen. Das Eingehen auf Unterschiede kann zu einem gelungenen
Miteinander beitragen.906 Pädagoginnen und Pädagogen können eine „Brücke in die
Gesellschaft“907 und erste Ansprechpersonen für Menschen sein, die beispielsweise
aufgrund von kürzlich erfolgter Migration noch wenig sozialen Anschluss im jeweili-
gen Land haben. Pädagoginnen und Pädagogen werden teilweise von Eltern gefragt,
wie diese mit Situationen, in denen Kinder nach religiöser Differenz fragen, umgehen
sollen. In einer Studie von Jenny Berglund, in der 1.300 schwedische Jugendliche zu
Religion und Freizeitaktivitäten befragt wurden, vertrauten sich 50 Prozent derjenigen,
die sich selbst als Muslima und Muslime bezeichneten, ihren Lehrerinnen und Lehrern
für Hilfe bei persönlichen Problemen an, wohingegen das nur fünf Prozent der Nicht-
Muslima und -Muslime taten. Lehrpersonen wurden von muslimischen Schülerinnen
und Schülern auf die Frage, wohin sie sich bei Problemen wenden, nach den Eltern
und nach Gott an die dritte Stelle gereiht.908 Als Erklärungsmöglichkeiten hierfür führt
Berglund an, dass viele der jungen Muslima und Muslime aus Familien kommen, die
aufgrund von nationalen oder kulturellen Traditionen dazu neigen, den Lehrerinnen
904 Peters, Sibylle/Wahlstab, Sandra/Dengler, Sandra (2003): Perspektivenvielfalt betrieblicher
Weiterbildung in der Wissensgesellschaft. In: Peters, Sibylle (Hg.): Lernen und Weiterbil-
dung als permanente Personalentwicklung. München/Mering: Rainer Hamp, 7–28, 16.
905 Die Zeitschrift „The Future of the children“ behandelt das Wohlbefinden der immig-
rierten Kinder und geht der Frage nach, was zur Verbesserung ihrer Bildungsleistungen,
des Gesundheitsstatus, der sozialen und kognitiven Entwicklung und der langzeitigen
Perspektive für ökonomische Mobilität beigetragen werden kann, da festgestellt wurde,
dass immigrierte Kinder oftmals Probleme mit Bildung, körperlicher und geistiger
Gesundheit, Armut und der Eingliederung in die amerikanische Gesellschaft haben (The
Future of the Children, http://www.princeton.edu/futureofchildren/publications/journals/
journal_details/index.xml?journalid=74 [21.07.2015]).
906 Vgl. Schweitzer, Friedrich (2008): Wozu brauchen Kinder Religion? Zur Grundlegung der
religiösen Bildung in Kindertageseinrichtungen. In: Hugoth, Matthias/Benedix, Monika:
Religion im Kindergarten. Begleitung und Unterstützung für Erzieherinnen. München:
Kösel, 18–24, 23.
907 Diese Phrase stammt aus dem Experteninterview mit dem Leiter des Kindergartens in
islamischer Trägerschaft. Vgl. Kapitel „Konzeptuelle Überlegungen zu Religion und
religiöser Differenz“ (Teil V, 4.1.1).
908 Berglund, Jenny (2014): Teachers only stand behind parents and God in the eyes of the
Muslim pupils. In: Arweck, Elisabeth/Jackson, Robert: Religion, Education and Society.
London/New York: Routledge Taylor & Francis Group, 109–118, 109f.; 111; 114.
Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Titel
- Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
- Untertitel
- Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Autor
- Helena Stockinger
- Verlag
- Waxmann Verlag GmbH
- Ort
- Münster
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8309-8648-5
- Abmessungen
- 16.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 280
- Kategorie
- Geisteswissenschaften
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 11
- Teil I: Theoretische Grundlagen und Begriffsklärungen 12
- 1. Praktisch-theologische Herangehensweise 12
- 2. Ausgangslage der Forschung 14
- 3. Das Recht der Kinder auf Differenz 16
- 4. Chancen und Herausforderungen der Religionspädagogik 17
- 5. Religiöse Differenz in elementaren Bildungseinrichtungen 18
- 6. Begriffliche Klärungen 20
- Teil II: Forschungsstand 41
- 1. Forschungsergebnisse zum Umgang mit religiöser Differenz 41
- 1.1 Ausgewählte Studien mit Kindern im Grundschulalter 42
- 1.2 Empirische Studien mit Kindern in der Elementarpädagogik 46
- 1.2.1 Eva Hoffmann: Interreligiöses Lernen im Kindergarten? 46
- 1.2.2 Friedrich Schweitzer, Albert Biesinger, Anke Edelbrock: Tübinger Projekte 48
- 1.2.3 David Elkind: Erforschung der Glaubensentwicklung 52
- 1.2.4 Ina ter Avest: Erfahrungen im Umgang mit dem Anderen 53
- 1.2.5 Daniel Bar-Tal: Konzept eines „Arabers“ in Israel 54
- 1.2.6 Paul Connolly et al.: Einstellung gegenüber Gruppen in Nordirland 55
- 1.3 Zusammenfassung der Forschungsergebnisse 58
- 2. Forschungsfrage 60
- 3. Anliegen der Studie 60
- 4. Entwicklungspsychologische Erkenntnisse 62
- 5. Möglichkeiten und Grenzen der Kindheitsforschung 67
- Teil III: Methodologische Zugänge der Studie 81
- 1. Qualitativ-empirische Forschung 81
- 2. Ethnographischer Zugang 89
- 3. Grounded Theory 90
- 4. Thematisches Kodieren nach Uwe Flick 94
- 5. Begründung der Forschungszugänge 96
- 6. Überblick über die angewendeten Methoden 98
- Teil IV: Untersuchungsdesign und durchführung 108
- 1. Angewendete Methoden bei der Untersuchung 108
- 2. Auswahl der Kindergärten 114
- 3. Untersuchungsdurchführung 117
- 4. Reflexion der Untersuchungsdurchführung 121
- Teil V: Auswertung 124
- 1. Hinweise zur Auswertung in der vorliegenden Studie 124
- 2. Darstellung der Kindergärten 125
- 3. Kurze Fallbeschreibungen 133
- 4. Datenauswertung 149
- Teil VI: Diskussion 183
- 1. Der Kindergarten als Organisation 183
- 2. Plädoyer: Entwicklung einer Kultur der Anerkennung religiöser Differenz 194
- 3. Rückblick – Ausblick 244
- Literatur 247
- Tabellen und Abbildungsverzeichnis 276
- Anhang 277
- Abstract 279