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identities are thereby reduced to their origin by assuming there is something called
‚the Magreb culture‘, ‚the Asian way of doing things‘, or ‚a typical lesbian family‘.
In practice this means that special, yet stereotypical, events or displays are set up for
children and families (such as a festival celebrating Iraqi new year with traditional
clothes and food). Such activities risk being both patronizing and stigmatising, in that
they overlook the complexities of children’s personal histories and family cultures and
ignore socioeconomic and other differences. An important way to avoid these pitfalls
is to build real and symbolic bridges between the public culture of the early childhood
centre and the private cultures of families, by negotiating all practices with the families
involved.“925
Das Bestreben, Religion zur Zufriedenheit aller Beteiligten anzubieten, sowie die Tra-
ditionsgebundenheit der Gestaltung von Religion lassen den Umgang mit religiöser
Differenz als Herausforderung und nicht als Chance erleben. Die eigene Vorgehens-
weise wird dann von Wünschen anderer, vor allem der Eltern, und der Zufriedenheit
aller Beteiligten oder von unreflektierten Traditionen bestimmt und bietet eine falsche
Sicherheit im Umgang mit Religion. „Many people, adults as well as children and
youngsters, experience the growing diversity and plurality as the burden of uncer-
tainty, and make strong efforts to get rid of it.“926 Eine Ursache für die geringe Thema-
tisierung von religiöser Differenz, ist der Versuch, Konflikte zu vermeiden und somit
den Bereich Religion, in dem hohe Verletzlichkeit gegeben sein kann, auszublenden.
Eine Religion, die nicht auffällt, bereitet keine Schwierigkeiten.
„So kann etwa das gerade im Raum der Grundschule oftmals empirisch festgestellte
Harmoniebedürfnis zur Harmoniesucht werden, die nicht imstande ist, Differenzen
auszuhalten oder vielleicht nur um den Preis der Gleich-Gültigkeit. Unterscheidendes
muss ja nicht zum Trennenden stilisiert werden, soll aber auch nicht der Harmonisie-
rung zum Opfer fallen.“927
Wird Religion in der Schule marginalisiert, so Martin Jäggle, kann ihre inhaltliche
und soziale Schlüsselfunktion „für die Gestaltung des Zusammenlebens mit Migran-
ten; für die Intensität und Qualität wechselseitigen Verständnisses; für den Erwerb
einer Haltung kritischen Respekts gegenüber Anderen“ nicht zum Ausdruck kommen.
„Ursachen und Grundlegungen sozialer und kultureller Konflikte“ bleiben so dauer-
925 Vandenbroeck, Michel (2008): Beyond colour-blindness and tokenism. In: Brooker, Liz/
Woodhead, Martin (Hg.): Developing Positive Identities. Diversity and Young Children.
Early Childhood in Focus, Bd. 3. Milton Keynes: The Open University, 28.
926 Miedema, Siebren (2009): Religious Education between Certainty and Uncertainty.
Towards a Pedagogy of Diversity. In: Meijer, Wilna A.J./Miedema, Siebren/Lanser-van
der Velde, Alma: Religious Education in a World of Religious Diversity. Münster u. a.:
Waxmann, 195–205, 195.
927 Jäggle, Martin (2006): Schritte auf dem Weg. In: Bastel, Heribert u.a: Das Gemeinsame
entdecken – Das Unterscheidende anerkennen, 31–42, 41.
Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Titel
- Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
- Untertitel
- Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Autor
- Helena Stockinger
- Verlag
- Waxmann Verlag GmbH
- Ort
- Münster
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8309-8648-5
- Abmessungen
- 16.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 280
- Kategorie
- Geisteswissenschaften
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 11
- Teil I: Theoretische Grundlagen und Begriffsklärungen 12
- 1. Praktisch-theologische Herangehensweise 12
- 2. Ausgangslage der Forschung 14
- 3. Das Recht der Kinder auf Differenz 16
- 4. Chancen und Herausforderungen der Religionspädagogik 17
- 5. Religiöse Differenz in elementaren Bildungseinrichtungen 18
- 6. Begriffliche Klärungen 20
- Teil II: Forschungsstand 41
- 1. Forschungsergebnisse zum Umgang mit religiöser Differenz 41
- 1.1 Ausgewählte Studien mit Kindern im Grundschulalter 42
- 1.2 Empirische Studien mit Kindern in der Elementarpädagogik 46
- 1.2.1 Eva Hoffmann: Interreligiöses Lernen im Kindergarten? 46
- 1.2.2 Friedrich Schweitzer, Albert Biesinger, Anke Edelbrock: Tübinger Projekte 48
- 1.2.3 David Elkind: Erforschung der Glaubensentwicklung 52
- 1.2.4 Ina ter Avest: Erfahrungen im Umgang mit dem Anderen 53
- 1.2.5 Daniel Bar-Tal: Konzept eines „Arabers“ in Israel 54
- 1.2.6 Paul Connolly et al.: Einstellung gegenüber Gruppen in Nordirland 55
- 1.3 Zusammenfassung der Forschungsergebnisse 58
- 2. Forschungsfrage 60
- 3. Anliegen der Studie 60
- 4. Entwicklungspsychologische Erkenntnisse 62
- 5. Möglichkeiten und Grenzen der Kindheitsforschung 67
- Teil III: Methodologische Zugänge der Studie 81
- 1. Qualitativ-empirische Forschung 81
- 2. Ethnographischer Zugang 89
- 3. Grounded Theory 90
- 4. Thematisches Kodieren nach Uwe Flick 94
- 5. Begründung der Forschungszugänge 96
- 6. Überblick über die angewendeten Methoden 98
- Teil IV: Untersuchungsdesign und durchführung 108
- 1. Angewendete Methoden bei der Untersuchung 108
- 2. Auswahl der Kindergärten 114
- 3. Untersuchungsdurchführung 117
- 4. Reflexion der Untersuchungsdurchführung 121
- Teil V: Auswertung 124
- 1. Hinweise zur Auswertung in der vorliegenden Studie 124
- 2. Darstellung der Kindergärten 125
- 3. Kurze Fallbeschreibungen 133
- 4. Datenauswertung 149
- Teil VI: Diskussion 183
- 1. Der Kindergarten als Organisation 183
- 2. Plädoyer: Entwicklung einer Kultur der Anerkennung religiöser Differenz 194
- 3. Rückblick – Ausblick 244
- Literatur 247
- Tabellen und Abbildungsverzeichnis 276
- Anhang 277
- Abstract 279