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und Vorurteile entstehen können, wenn die Fragen der Kinder unbeachtet gelassen
werden.214
In der Elternstudie „Auf die Eltern kommt es an“215 wurden im qualitativen Teil
Gespräche mit 44 Eltern bzw. Elternteilen geführt und im quantitativen Teil 581
Fragebögen ausgefüllt. Religion wurde in den Elterngesprächen selten angesprochen,
woraus geschlossen werden kann, dass Eltern wenig religiöse Erziehung in der Kin-
dertageseinrichtung wahrnehmen. Ein Drittel der Befragten stimmte zu, dass in der
Kindertageseinrichtung religiöse Erziehung stattfinden sollte, ein Drittel der Befragten
war dagegen. Deutlich wird die Bedeutung der Kommunikation in Bezug auf religi-
onspädagogische Fragen zwischen Erzieherinnen und Eltern.
Die Studie „Interreligiöse und interkulturelle Bildung in der Kita. Eine Repräsen-
tativbefragung von Erzieherinnen in Deutschland – interdisziplinäre, interreligiöse
und internationale Perspektiven“216 wurde als quantitative Fragebogenstudie durch-
geführt. 2.838 Fragebögen wurden ausgefüllt zurückgesendet, was einem Rücklauf
von 28 Prozent entsprach. Die Erhebung erlaubte für das Gebiet der Bundesrepublik
Deutschland ein repräsentatives Bild und gab Einblick in die Zusammensetzung der
Kindergruppen in religiöser Hinsicht, in die allgemeine Unterstützung religiöser
Bildung, in die christliche, islamische und jüdische, interreligiöse und interkulturelle
Bildung, die Wahrnehmung der Eltern, die Rolle des Trägers und die Beurteilung der
Aus- und Weiterbildung. Kinder mit verschiedener Religionszugehörigkeit, wobei die
Mehrzahl christlich, muslimisch oder konfessionslos ist, besuchen sowohl konfessio-
nelle als auch nicht konfessionelle Einrichtungen. Die Bedeutung interkultureller
Bildung wird höher als interreligiöse Bildung, die in den meisten Einrichtungen nicht
ausreichend wahrgenommen wird, eingeschätzt. Islamischen Themen wird eine
geringe Bedeutung beigemessen und die religiöse Begleitung jüdischer Kinder wird
kaum beachtet. In nicht konfessionellen Einrichtungen ist die Wahrscheinlichkeit,
dass Kinder eine religiöse Begleitung erhalten, auch für christliche Kinder gering.
Unabhängig von der Trägerschaft ist bei den Erzieherinnen eine Offenheit für religiöse
Themen gegeben, die allerdings keine praktischen Konsequenzen nach sich zieht.
Durch Aus- und Fortbildung fühlen sich die Erzieherinnen für interreligiöse Erziehung
nur unzureichend vorbereitet. Auch nehmen sie durch den Träger keine Unterstützung
in Bezug auf religionspädagogische Themen wahr.
„Insgesamt belegen die Ergebnisse der Untersuchung also einen deutlichen Nach-
holbedarf im Elementarbereich. Die Aufgabe einer religiösen Begleitung für Kinder
unterschiedlicher Prägung sowie einer interreligiösen Bildung müssen in Zukunft weit
214 Vgl. Dubiski, Katja u. a. (2010): Religiöse Differenzwahrnehmung im Kindesalter.
Befunde. In: Edelbrock, Anke/Schweitzer, Friedrich/Biesinger, Albert (Hg.): Wie viele
Götter sind im Himmel?, 23–38, 30.
215 Biesinger, Albert/Edelbrock, Anke/Schweitzer, Friedrich (Hg.) (2011): Auf die Eltern
kommt es an!
216 Schweitzer, Friedrich/Edelbrock, Anke/Biesinger, Albert (Hg.) (2011): Interreligiöse und
Interkulturelle Bildung in der Kita.
Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Titel
- Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
- Untertitel
- Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Autor
- Helena Stockinger
- Verlag
- Waxmann Verlag GmbH
- Ort
- Münster
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8309-8648-5
- Abmessungen
- 16.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 280
- Kategorie
- Geisteswissenschaften
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 11
- Teil I: Theoretische Grundlagen und Begriffsklärungen 12
- 1. Praktisch-theologische Herangehensweise 12
- 2. Ausgangslage der Forschung 14
- 3. Das Recht der Kinder auf Differenz 16
- 4. Chancen und Herausforderungen der Religionspädagogik 17
- 5. Religiöse Differenz in elementaren Bildungseinrichtungen 18
- 6. Begriffliche Klärungen 20
- Teil II: Forschungsstand 41
- 1. Forschungsergebnisse zum Umgang mit religiöser Differenz 41
- 1.1 Ausgewählte Studien mit Kindern im Grundschulalter 42
- 1.2 Empirische Studien mit Kindern in der Elementarpädagogik 46
- 1.2.1 Eva Hoffmann: Interreligiöses Lernen im Kindergarten? 46
- 1.2.2 Friedrich Schweitzer, Albert Biesinger, Anke Edelbrock: Tübinger Projekte 48
- 1.2.3 David Elkind: Erforschung der Glaubensentwicklung 52
- 1.2.4 Ina ter Avest: Erfahrungen im Umgang mit dem Anderen 53
- 1.2.5 Daniel Bar-Tal: Konzept eines „Arabers“ in Israel 54
- 1.2.6 Paul Connolly et al.: Einstellung gegenüber Gruppen in Nordirland 55
- 1.3 Zusammenfassung der Forschungsergebnisse 58
- 2. Forschungsfrage 60
- 3. Anliegen der Studie 60
- 4. Entwicklungspsychologische Erkenntnisse 62
- 5. Möglichkeiten und Grenzen der Kindheitsforschung 67
- Teil III: Methodologische Zugänge der Studie 81
- 1. Qualitativ-empirische Forschung 81
- 2. Ethnographischer Zugang 89
- 3. Grounded Theory 90
- 4. Thematisches Kodieren nach Uwe Flick 94
- 5. Begründung der Forschungszugänge 96
- 6. Überblick über die angewendeten Methoden 98
- Teil IV: Untersuchungsdesign und durchführung 108
- 1. Angewendete Methoden bei der Untersuchung 108
- 2. Auswahl der Kindergärten 114
- 3. Untersuchungsdurchführung 117
- 4. Reflexion der Untersuchungsdurchführung 121
- Teil V: Auswertung 124
- 1. Hinweise zur Auswertung in der vorliegenden Studie 124
- 2. Darstellung der Kindergärten 125
- 3. Kurze Fallbeschreibungen 133
- 4. Datenauswertung 149
- Teil VI: Diskussion 183
- 1. Der Kindergarten als Organisation 183
- 2. Plädoyer: Entwicklung einer Kultur der Anerkennung religiöser Differenz 194
- 3. Rückblick – Ausblick 244
- Literatur 247
- Tabellen und Abbildungsverzeichnis 276
- Anhang 277
- Abstract 279