Seite - 11 - in Die Kirche und die »Kärntner Seele« - Habitus, kulturelles Gedächtnis und katholische Kirche in Kärnten, insbesondere vor 1938
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Danksagung
Am Anfang dieses Buches standen einige biographische Erfahrungen, deren Wider-
sprüchlichkeiten mir erst im Laufe meiner Studienzeit bewusst geworden sind. Als
Kind einer Kärntner Bauern- und Wirtshausfamilie schien mir das Bild von der ka-
tholischen Kirche, das ich während meiner Schulzeit an einem katholischen Privat-
gymnasium vermittelt bekam, nicht im Einklang zu stehen mit jenem des bäuer-
lich-traditionellen Milieus, in dem ich sozialisiert wurde. Wer sich in diesem Milieu
umhört, begegnet neben traditioneller Frömmigkeit nicht nur Gleichgültigkeit, son-
dern auch Skepsis, ja mitunter sogar blankem Hass gegenüber der Kirche oder ihren
Vertretern. Als sich vor ein paar Jahren ein Kärntner Bauer auf seiner Alm eine Hand
an ein Wegkreuz nagelte, um gegen das Vorgehen des kirchlichen Großgrundbesit-
zers, mit dem seine Familie seit Generationen im Streit lag, zu protestieren, erschien
mir diese überaus radikale Handlung als Ausdruck dessen, was vielfach als »Kärntner
Seele« bezeichnet wird, wofür mir aber der Begriff eines »sozialen Habitus« besser
geeignet erscheint. Dessen Hintergründe und Zusammenhänge mit anderen, vor al-
lem politischen Eigentümlichkeiten dieses Landes zu verstehen, ist Absicht der vor-
liegenden Untersuchung. Keinesfalls soll es dabei um undifferenzierte Kritik an der
katholischen Kirche oder deren Vertreter gehen. Ebensowenig sollen Klischeebilder
von den Kärntnern und Kärntnerinnen konstruiert werden. Beides würde nicht der
Komplexität sozialer Verflechtungen entsprechen. Vielmehr ist die nüchterne Ana-
lyse des Sachverhalts dem Ideal der Werturteilsfreiheit verpflichtet. Die Haltung des
Autors soll dabei so wenig wie möglich einfließen.
Bei der vorliegenden Untersuchung handelt es sich um die geringfügig überar-
beitete Dissertation, die ich im August 2017 an der Karl-Franzens-Universität Graz
eingereicht habe. Ihr Zustandekommen wäre ohne die Hilfe vieler Unterstützer und
Unterstützerinnen nicht denkbar gewesen. Ihnen gebührt großer Dank. Zunächst
gilt dieser Dank Herrn Univ.-Doz. Dr. Peter Tropper, dem Archivar der Diözese
Gurk, der die Dissertation betreut und begutachtet hat. Er hat nicht nur zahlreiche
Materialien zur Verfügung gestellt sowie Tipps und Hilfestellungen gegeben, son-
dern auch mit bewundernswerter Sachkenntnis und akribischer Sorgfalt die Arbeit
vor vielen Mängeln bewahrt. Dank gilt auch dem Zweitbegutachter ao. Univ.-Prof.
Dr. Franz Höllinger vom Institut für Soziologie an der Universität Graz, der als
Nicht-Kärntner der Fragestellung stets wertschätzendes Interesse entgegengebracht,
statistisches Datenmaterial zur Verfügung gestellt und wichtige religionssoziologi-
sche Anregungen gegeben hat. Priv.-Doz. DDr. Peter Wiesflecker danke ich für die
vielen bestärkenden Gespräche und wertvollen Rückmeldungen. Herrn Univ.-Prof.
Dr. Hubert Lengauer danke ich für seine Anmerkungen zu Dolores Viesèr. Herrn
Die Kirche und die »Kärntner Seele«
Habitus, kulturelles Gedächtnis und katholische Kirche in Kärnten, insbesondere vor 1938
- Titel
- Die Kirche und die »Kärntner Seele«
- Untertitel
- Habitus, kulturelles Gedächtnis und katholische Kirche in Kärnten, insbesondere vor 1938
- Autor
- Johannes Thonhauser
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-23291-9
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 402
- Schlagwörter
- Kärnten, katholische Kirche, kulturelles Gedächtnis, Habitus, Christlicher Ständestaat, nationalsozialistische Bewegung, Switbert Lobisser, Dolores Viesèr, Emilie Zenneck, Hans Sittenberger
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Danksagung 11
- Die katholische Kirche und der Sonderfall Kärnten 13
- 1 Vorbemerkungen 13
- 2 Hinführung 17
- 3 Theoretische Vorüberlegungen 30
- 3.1 Soziologische Grundannahmen 31
- 3.2 Kulturelles und kollektives Gedächtnis 39
- 3.3 Zum methodischen Umgang mit Kunst und Literatur 49
- 1 Missionierung und Christianisierung 59
- 1.1 Zur Missionierung und Christianisierung in Kärnten 60
- 1.2 Politische und kirchliche Entwicklungslinien Kärntens im Hochmittelalter 63
- 1.3 Die Kirche und die territoriale Integration Kärntens im Spätmittelalter 67
- 1.4 Religiöses Leben und kirchliche Struktur im spätmittelalterlichen Kärnten 69
- 2 Das Konfessionelle Zeitalter 73
- 3 Das Nationale Zeitalter 103
- Kirche und Habitus im »Christlichen Ständestaat« 129
- 1 Hinführung 129
- 2 Die Kirchenaustrittsbewegung in Kärnten 1933 bis 1938 151
- 2.1 Hinführung 151
- 2.1.1 Der Geheimerlass vom 10. Juli 1933 155
- 2.1.2 Zur politischen Parteinahme der Seelsorger in den Kärntner Pfarren 157
- 2.2 Zur allgemeinen Entwicklung der Kirchenaustrittsbewegung 1933 bis 1938 162
- 2.2.1 Vom Geheimerlass zu den Silvestertumulten 1933/34: die Ruhe vor dem Sturm 163
- 2.2.2 Von den Silvestertumulten 1933/34 bis zum Juliputsch 1934: der Exodus aus der Kirche 165
- 2.2.3 Vom Putsch 1934 zum Urgenzschreiben 1936: Es brodelt unter der Oberfläche weiter 177
- 2.2.4 Vom Urgenzschreiben 1936 bis zum »Anschluss« 1938: Vorbereitungen zum Massenaustritt 179
- 2.3 Kirchenaustritt aus politischer Opposition zum Ständestaat 181
- 2.4 Zur Rolle der Pfarrers und der katholischen Kirche als Institution 187
- 2.5 Zur Rolle der evangelischen Kirche 197
- 2.6 Die Nazi-Bewegung aus dem Blickwinkel katholischer Geistlicher 204
- 2.7 Wiederverheiratungswillige und Alternativreligiöse 212
- 2.1 Hinführung 151
- 3 Zwischenresümee 216
- Kirche und Habitus im kulturellen Gedächtnis 223
- 1 Hinführung 223
- 2 Sieben Erinnerungstraditionen im kulturellen Gedächtnis Kärntens 225
- 2.1 Die Missionierung Kärntens im kulturellen Gedächtnis 225
- 2.2 Hemma von Gurk als Schlüsselfigur kirchlicher (Gedächtnis-) Geschichte in Kärnten 233
- 2.2.1 Zur Heiligsprechung einer »deutschen Heiligen« 235
- 2.2.2 Dolores Viesèrs Hemma von Gurk (1938): eine christliche »Gegengeschichte« in »unchristlichen« Zeiten 239
- 2.2.2.1 Die Kärntner Landesmutter und ihre Untertanen 243
- 2.2.2.2 Die Kärntner als die »besseren Deutschen« 246
- 2.2.2.3 Das Zusammenspiel von Natur und Mensch 247
- 2.2.2.4 Zur Rolle von Klerus und Kirche 249
- 2.2.2.5 Von Knappen und Putschisten 252
- 2.2.2.6 Wider die Kritiker der Heiligsprechung 255
- 2.2.2.7 Zur Rezeption von Dolores Viesèr und ihres Romans Hemma von Gurk 257
- 2.3 Die »Türkenkriege« im kulturellen Gedächtnis Kärntens 260
- 2.4 Gegenreformation und Geheimprotestantismus im kulturellen Gedächtnis 270
- 2.5 Die Franzosenzeit im kulturellen Gedächtnis Kärntens 282
- 2.6 Klerus und Abwehrkampf im kulturellen Gedächtnis Kärntens amBeispiel von Josef F. Perkonigs Tragödie Heimsuchung (1920) 302
- 2.7 Ständestaat und Nationalsozialismus im kulturellen GedächtnisKärntens am Beispiel von Switbert Lobisser 318
- 3 Sieben Dimensionen des Kärntner Habitus 336
- Zusammenfassung und Ausblick Kirche, Habitus und kulturelles Gedächtnis in Kärnten 344
- 1 Rückblick 344
- 2 Ausblick 348
- 3 Zusammenfassung 350
- Anhang 353
- 1 Abkürzungsverzeichnis 353