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Die Kirche und die »Kärntner Seele« - Habitus, kulturelles Gedächtnis und katholische Kirche in Kärnten, insbesondere vor 1938
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Kirche und Habitus im kulturellen Gedächtnis240 ken Gegensatz zur völkischen Literatur, mit der ihn allerdings seine Bevorzugung des Irrationalen verbindet.«77 Das Singerlein trägt autobiographische Züge (»das war ich selbst«78) und spiegelt die Popularität des historischen Romans wider, der in den 1920er und 1930er Jahren erneut einen zwischenzeitlichen Aufschwung erlebte.79 Dabei war die Veröffentli- chung des Romans beinahe der Unsicherheit der jugendlichen Schriftstellerin zum Opfer gefallen. Nachdem ihr die Hausleiterin geraten hatte, das Schreiben lieber sein zu lassen und sie aus Enttäuschung das Manuskript in den Ofen steckte,80 musste sie erst von der Sekretärin des Gästehauses überredet werden, es an den katholi- schen Kösel-&-Pustet-Verlag in München zu schicken.81 Offenbar von der Qualität des Geschriebenen überzeugt, schickte man von dort zwei Agenten nach Tirol, die Viesèr einen Vertrag unterfertigen ließen. Der Verleger empfahl ihr ein Pseudonym, das die junge Kärntnerin aus der Frömmigkeitstradition ihrer spanischstämmigen Mutter und dem französischen Klang ihres Nachnamens, den sie wohl in der Anrede durch die geistlichen Schwestern als »Mademoiselle Viesèr« vernahm, zusammen- setzte.82 Für ihren Debutroman erhielt Viesèr beachtlich positive Kritiken. Infolge guter Verkaufszahlen ermöglichte Kösel & Pustet dann auch die Übersetzung in 13 Sprachen.83 Mit dem Honorar kehrte die junge Schriftstellerin nach Klagenfurt zu- rück, wo sie für sich und die beiden Brüder nun finanziell sorgen konnte. Dem Singerlein folgte 1931 der Roman Der Gurnitzer, der während der Zeit der Türkenkriege angesiedelt ist. Über den Leon-Verlag in Klagenfurt lernte sie den ebenfalls schriftstellerisch tätigen Otto Aichbichler kennen. Aichbichler war, bevor er den elterlichen Gutshof übernahm, Wetterwart am Sonnblick und schrieb an sei- nem Roman Die Unfreien84. Die beiden heirateten und Viesèr-Aichbichler zog an den Hof des Mannes nach Launsdorf. Aus der Ehe mit Aichbichler entstammten drei Kinder.85 77 Westenfelder, F.: Genese (1989), 160 f. 78 Dolores Viesèr zit. in Müller, W.: Dolores Viesèr (2010), 617. 79 Abret, H.: Regionalgeschichte (2010), 633. 80 Welzig, E.: Leben und überleben (2006), 260. 81 Müller, W.: Dolores Viesèr (2010), 616 f. 82 Schuh, E.: Dolores Viesèr (2003), 690 f. 83 Welzig, E.: Leben und überleben (2006), 257. »Das Singerlein« hätte auch verfilmt werden sollen, was allerdings nicht realisiert wurde. Ebd., 261. 84 Aichbichler, O.: Die Unfreien (1934). Aichbichler war es auch, der nach dem »Anschluss« als »Par- teigenosse« das Vorwort zu Switbert Lobissers Autobiographie verfassen sollte. Aichbichler, O.: Zum Geleit, 1941, 10–32. 85 Schuh, E.: Dolores Viesèr (2003), 691. Open Access © 2019 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Die Kirche und die »Kärntner Seele« Habitus, kulturelles Gedächtnis und katholische Kirche in Kärnten, insbesondere vor 1938
Titel
Die Kirche und die »Kärntner Seele«
Untertitel
Habitus, kulturelles Gedächtnis und katholische Kirche in Kärnten, insbesondere vor 1938
Autor
Johannes Thonhauser
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23291-9
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
402
Schlagwörter
Kärnten, katholische Kirche, kulturelles Gedächtnis, Habitus, Christlicher Ständestaat, nationalsozialistische Bewegung, Switbert Lobisser, Dolores Viesèr, Emilie Zenneck, Hans Sittenberger
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Danksagung 11
  2. Die katholische Kirche und der Sonderfall Kärnten 13
  3. 1 Vorbemerkungen 13
  4. 2 Hinführung 17
    1. 2.1 Empirische Befunde zur Wahrnehmung der Kirche in Kärnten 18
    2. 2.2 Der Sonderfall Kärnten und die Kirche 23
  5. 3 Theoretische Vorüberlegungen 30
    1. 3.1 Soziologische Grundannahmen 31
    2. 3.2 Kulturelles und kollektives Gedächtnis 39
    3. 3.3 Zum methodischen Umgang mit Kunst und Literatur 49
    4. 1 Missionierung und Christianisierung 59
    5. 1.1 Zur Missionierung und Christianisierung in Kärnten 60
    6. 1.2 Politische und kirchliche Entwicklungslinien Kärntens im Hochmittelalter 63
    7. 1.3 Die Kirche und die territoriale Integration Kärntens im Spätmittelalter 67
    8. 1.4 Religiöses Leben und kirchliche Struktur im spätmittelalterlichen Kärnten 69
  6. 2 Das Konfessionelle Zeitalter 73
    1. 2.1 Soziale Konfliktlinien im Konfessionellen Zeitalter 75
    2. 2.2 Die Reformation in Kärnten 79
    3. 2.3 Die Rekatholisierung in Kärnten 84
    4. 2.4 Der konfessionelle Absolutismus in Kärnten 89
      1. 2.4.1 Zur Rolle der Jesuiten 92
      2. 2.4.2 Emigration, Geheimprotestantismus und Transmigration 94
      3. 2.4.3 Zum staatlichen Missionswesen in Kärnten 100
  7. 3 Das Nationale Zeitalter 103
    1. 3.1 Die Kärntner Kirche im Reformabsolutismus 104
    2. 3.2 Die französische Besatzung Oberkärntens und die liberale Ordnung 108
    3. 3.3 Kirche und Staat im Nationalen Zeitalter 110
      1. 3.3.1 Der Sprachenkonflikt und die Kirche in Kärnten 111
      2. 3.3.2 Deutschnationalismus und Antiklerikalismus in Kärnten 114
      3. 3.3.3 »Hetzpfaffen« und »Pfaffenhetze« im Kontext von Erstem Weltkrieg und Abwehrkampf 120
      4. 3.3.4 Die katholische Kirche in der Ersten Republik 125
  8. Kirche und Habitus im »Christlichen Ständestaat« 129
  9. 1 Hinführung 129
    1. 1.1 Gesellschaftspolitische Rahmenbedingungen 130
    2. 1.2 Ideologische Grundzüge des »Christlichen Ständestaates« 133
      1. 1.2.1 Der Politische Katholizismus im »Christlichen Ständestaat« 136
      2. 1.2.2 Das Konkordat von 1933/34 und die Verfassung vom 1. Mai 1934 138
      3. 1.2.3 Zur »Rekatholisierung« des Alltaglebens 140
      4. 1.2.4 Zur allgemeinen politischen Entwicklung des Ständestaates 142
    3. 1.3 Der »Christliche Ständestaat« in Kärnten 144
      1. 1.3.1 Zur administrativen Umsetzung des Ständestaates in Kärnten 145
      2. 1.3.2 Zur Kärntner nationalsozialistischen Bewegung im Ständestaat 147
      3. 1.3.3 Zur Rolle Bischof Hefters und des Politischen Katholizismus in Kärnten 1933 bis 1938 148
  10. 2 Die Kirchenaustrittsbewegung in Kärnten 1933 bis 1938 151
    1. 2.1 Hinführung 151
      1. 2.1.1 Der Geheimerlass vom 10. Juli 1933 155
      2. 2.1.2 Zur politischen Parteinahme der Seelsorger in den Kärntner Pfarren 157
      3. 2.2 Zur allgemeinen Entwicklung der Kirchenaustrittsbewegung 1933 bis 1938 162
      4. 2.2.1 Vom Geheimerlass zu den Silvestertumulten 1933/34: die Ruhe vor dem Sturm 163
      5. 2.2.2 Von den Silvestertumulten 1933/34 bis zum Juliputsch 1934: der Exodus aus der Kirche 165
        1. 2.2.2.1 Der Weihnachtshirtenbrief 1933 165
        2. 2.2.2.2 Die Silvesterpredigt von Bischof Hefter 1933/34 169
        3. 2.2.2.3 Die Ausschreitungen im Jänner 1934 173
        4. 2.2.2.4 Die Februarrevolte 1934 176
      6. 2.2.3 Vom Putsch 1934 zum Urgenzschreiben 1936: Es brodelt unter der Oberfläche weiter 177
      7. 2.2.4 Vom Urgenzschreiben 1936 bis zum »Anschluss« 1938: Vorbereitungen zum Massenaustritt 179
    2. 2.3 Kirchenaustritt aus politischer Opposition zum Ständestaat 181
      1. 2.3.1 Die Wahrnehmung der Kärntner Kirche als Agent der Regierung in Wien 181
      2. 2.3.2 Zur Einflussnahme der Kirche auf staatliche Behörden 184
    3. 2.4 Zur Rolle der Pfarrers und der katholischen Kirche als Institution 187
      1. 2.4.1 Antiklerikalismus und die Person des Pfarrers 187
        1. 2.4.1.1 Streitbare Priesterpersönlichkeiten 188
        2. 2.4.1.2 Die Katechese der Drohung und Beschämung 191
        3. 2.4.1.3 Schmähungen der Bevölkerung durch den Priester 193
      2. 2.4.2 Finanzielle Austrittsgründe 196
    4. 2.5 Zur Rolle der evangelischen Kirche 197
      1. 2.5.1 Zur Rolle der protestantischen Geistlichen 198
      2. 2.5.2 Soziale Trägerschichten und »milieusensible« Propaganda 200
      3. 2.5.3 Zur Rolle finanzieller Unterstützungen durch die evangelische Kirche 202
    5. 2.6 Die Nazi-Bewegung aus dem Blickwinkel katholischer Geistlicher 204
      1. 2.6.1 Kirchenferne und die nationalsozialistische Ersatzreligion 204
      2. 2.6.2 Nationalsozialistische Propagandamethoden 206
    6. 2.7 Wiederverheiratungswillige und Alternativreligiöse 212
  11. 3 Zwischenresümee 216
    1. 3.1 Zum zeitgeschichtlichen Ertrag des analysierten Archivmaterials 216
    2. 3.2 Zum mentalitätsgeschichtlichen Ertrag des analysierten Archivmaterials 218
    3. 3.3 Zur Komplementarität von Habitus und kulturellem Gedächtnis 220
  12. Kirche und Habitus im kulturellen Gedächtnis 223
  13. 1 Hinführung 223
  14. 2 Sieben Erinnerungstraditionen im kulturellen Gedächtnis Kärntens 225
    1. 2.1 Die Missionierung Kärntens im kulturellen Gedächtnis 225
    2. 2.2 Hemma von Gurk als Schlüsselfigur kirchlicher (Gedächtnis-) Geschichte in Kärnten 233
      1. 2.2.1 Zur Heiligsprechung einer »deutschen Heiligen« 235
      2. 2.2.2 Dolores Viesèrs Hemma von Gurk (1938): eine christliche »Gegengeschichte« in »unchristlichen« Zeiten 239
        1. 2.2.2.1 Die Kärntner Landesmutter und ihre Untertanen 243
        2. 2.2.2.2 Die Kärntner als die »besseren Deutschen« 246
        3. 2.2.2.3 Das Zusammenspiel von Natur und Mensch 247
        4. 2.2.2.4 Zur Rolle von Klerus und Kirche 249
        5. 2.2.2.5 Von Knappen und Putschisten 252
        6. 2.2.2.6 Wider die Kritiker der Heiligsprechung 255
        7. 2.2.2.7 Zur Rezeption von Dolores Viesèr und ihres Romans Hemma von Gurk 257
    3. 2.3 Die »Türkenkriege« im kulturellen Gedächtnis Kärntens 260
      1. 2.3.1 Türken, Ungarn und Bauern in Jakob Unrests Österreichischer Chronik 262
      2. 2.3.2 Gedächtnisgeschichtliche Metamorphosen der Türkeneinfälle in Kärnten 266
    4. 2.4 Gegenreformation und Geheimprotestantismus im kulturellen Gedächtnis 270
      1. 2.4.1 Verstreute Erinnerungen an die Zeit der Gegenreformation 271
      2. 2.4.2 Emilie Zennecks Glaubensstreiter (1931/1946) 274
    5. 2.5 Die Franzosenzeit im kulturellen Gedächtnis Kärntens 282
      1. 2.5.1 Die Franzosenzeit als Patriotenzeit 283
      2. 2.5.2 Franzosenbild und Gesellschaftskritik in Hans SittenbergersTagebuch der Scholastica Bergamin (1899) 286
      3. 2.5.3 Franzosen und Kärntner in Dolores Viesèrs Roman Nachtquartier(1971) 293
      4. 2.5.4 Zwischenresümee 301
    6. 2.6 Klerus und Abwehrkampf im kulturellen Gedächtnis Kärntens amBeispiel von Josef F. Perkonigs Tragödie Heimsuchung (1920) 302
      1. 2.6.1 Josef F. Perkonigs Verhältnis zu Religion und katholischer Kirche 305
      2. 2.6.2 Das Bild von Klerus und Heimat in der Tragödie Heimsuchung 309
      3. 2.6.3 Perkonigs Wirken im »Christlichen Ständestaat« 314
    7. 2.7 Ständestaat und Nationalsozialismus im kulturellen GedächtnisKärntens am Beispiel von Switbert Lobisser 318
      1. 2.7.1 Bäuerliches Herkunftsmilieu und Sozialisation 319
      2. 2.7.2 Kloster, Kunst und Liebe 321
      3. 2.7.3 Krise, Ständestaat und endgültiger Bruch mit der Amtskirche 327
      4. 2.7.4 »Anschluss« und Nationalsozialismus 330
      5. 2.7.5 Lobisser und das kollektive Gedächtnis Kärntens 334
  15. 3 Sieben Dimensionen des Kärntner Habitus 336
  16. Zusammenfassung und Ausblick Kirche, Habitus und kulturelles Gedächtnis in Kärnten 344
  17. 1 Rückblick 344
  18. 2 Ausblick 348
  19. 3 Zusammenfassung 350
  20. Anhang 353
  21. 1 Abkürzungsverzeichnis 353
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